23.01.2020

BMW 3.0 CSL – der Wert steigt immer noch!

Im Jahr 1974 verlieh BMW dem Coupé der Baureihe E9 Flügel. Als Homologationsmodell für den Motorsport war der BMW 3.0 CSL bereits seit 1971 unterwegs, doch erhielt er mit seiner dritten Evolutionsstufe durch für die damalige Zeit außergewöhnliche Luftleitbleche deutlich mehr Abtrieb. Heute sorgen die Spoiler des Sportcoupés vor allem für Auftrieb – und zwar beim Wert, denn die Preise gehen seit einigen Jahren durch die Decke.

Das CS-Coupé – eine „Neue Klasse“ bei BMW

Schon 1965 hatten die Bayern mit dem BMW 2000 CS ein sportliches Vierzylinder-Coupé im Programm. Als „komfortabler Reisewagen mit sportlichem Herz für große Fahrt“ lief das von BMW-Chefdesigner Wilhelm Hofmeister entworfene Auto der sogenannten „Neuen Klasse“ von BMW beim niedersächsischen Karosseriespezialisten Kahrmann vom Band. Nur wenige Jahre später stockte man die Produktpalette mit dem BMW 2800 CS, dem ersten Vertreter der neuen Baureihe E9, mit Sechszylinderaggregat auf. 1971 ersetzte BMW das 2,8-Liter-Vergasermodell durch den 3.0 CS, ebenfalls mit Vergaser (180 PS), und den 3.0 CSi mit Bosch D-Jetronic-Saugrohreinspritzung (200 PS), beide mit 2.986 Kubikzentimetern Hubraum.

BMW 3.0 CSi
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Der BMW 3.0 CSi bildete als Serienmodell die Ausgangsbasis für die Entwicklung des Rennsportmodells 3.0 CSL. 

Leichtbau für den Motorsport

Auf Grundlage des Dreiliter-E9-Coupés hatten die Ingenieure bei BMW bereits 1970 mit der Entwicklung einer gewichtsoptimierten Version begonnen, die als Tourenwagen im Rennsport eingesetzt werden sollte. Im Herbst 1971 liefen die ersten Dreiliter-“Coupé Sport Leichtbau“, besser bekannt als BMW 3.0 CSL, vom Band.

Wie der Name schon sagt, ging der Weg zunächst in Richtung einer konsequenten Gewichtsreduzierung des Serien-CS. Die Konkurrenz im Tourenwagensport konzentrierte sich um 900 kg, sodass der 1.230 kg schwere Serienwagen deutlich abspecken musste, um wettbewerbsfähig zu werden. Viele nichttragende Teile (Dach, Seitenwände, Gepäcktrennwand) wurden aus Dünnblech gefertigt, die Motor- und die Kofferraumhaube aus Aluminium. Die Frontstoßstange wurde weggelassen bzw. durch eine aerodynamisch vorteilhafte Schürze ersetzt, hinten ein Kunststoffstoßfänger montiert. Bei den Scheiben wurde zum Teil Plexiglas verwendet. Auch durch den Verzicht auf Komfortbauteile, wie eine Geräuschdämmung, eine Servopumpe oder elektrische Fensterheber, konnte einiges an Gewicht gespart werden. Neben leichteren Sitzen und einer leichteren Batterie reduzierte man sogar das Bordwerkzeug und verzichtete auf den Haubenzug. Fahrwerksseitig entfielen die Stabilisatoren – man kompensierte das durch härtere Dämpfer und progressive Federn – und es wurden 17-Zoll-Leichtmetallräder verbaut.

Front BMW 3.0 CSL
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Die Frontschürze kann abgenommen werden, wie hier im Technik-Museum Speyer demonstriert wird. 

Diese Maßnahmen drückten das Leergewicht um 165 kg auf nur noch 1.065 kg. Trotzdem unterscheiden sich die Fahrleistungen mit knapp 220 km/h und einer mit 7,4 Sekunden etwas besseren Beschleunigung von 0 auf 100 (Serienmodell: 7,7 Sekunden) nicht so wesentlich vom 3.0 CSi, wie es der Preis vermuten lassen würde. Mit 31.245,- DM war die CSL-Version ungefähr 3.000,- DM teurer.

Zweiter Anlauf

Als die für die Homologation in der Gruppe 2 notwendigen 1.000 Exemplare bis Mitte 1972 noch nicht erreicht waren, entschieden sich die Verantwortlichen bei BMW für zusätzliche Modifikationen an der Motorisierung. Durch einen auf 3.003 Kubikzentimeter geringfügig erhöhten Hubraum wurde das Auto für die Drei- bis Fünfliter-Klasse homologiert und ging im Rennsport mit einem auf 3,3 Liter aufgebohrten Motor an den Start. Im Test bei „Auto Motor und Sport“ erreichte diese zweite Evolutionsstufe des 3.0 CSL mit 200 PS eine Spitzengeschwindigkeit von gut 218 km/h und beschleunigte in 7,1 Sekunden von 0 auf 100. Was den Testern für den Alltagsbetrieb unangenehm auffiel, war dem Leichtbau geschuldet: ein stark eingeschränkter Komfort im Vergleich zum 3.0 CS/CSi.

Das „Batmobil“

Anfang 1973 hatte man endlich die für die Homologation erforderlichen 1.000 Einheiten mit der zweiten Evolutionsstufe erreicht. Doch bei BMW wollte man das Auto aerodynamisch weiterentwickeln. Mit weiteren 100 Fahrzeugen einer dritten Evolutionsstufe homologierte man je einen großen Flügel auf dem Dach und auf dem Kofferraumdeckel, die dem Auto den Beinamen „Batmobil“ einbrachten.

Das CSL-Paket kostete mittlerweile 38.860,- DM und war damit nur 2.090,- DM günstiger als ein Porsche Carrera 2.7. Dafür bekamen deutsche Kunden Bastelspaß frei Haus, denn die Spoiler waren mangels Straßenzulassung hierzulande bei der Auslieferung abmontiert und im Kofferraum zu finden.

Heck mit CLS-Paket
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Batman lässt grüßen: Das Aerodynamikpaket mit den riesigen Luftleitblechen schindet ordentlich Eindruck.

Im Motorsport zeigte sich schnell, dass das neue Aerodynamikpaket keine reine optische Verschönerung ist. Der anstelle einer Stoßstange angebrachte Frontspoiler reduziert bei einer Geschwindigkeit von 200 km/h den Auftrieb um 206 kg, die hinteren Spoiler den Auftrieb der Hinterachse um 90 kg. Zusammen mit den Windsplits auf der Motorhaube verbesserte sich bei daher nicht nur das Fahrgefühl, bei Tests auf dem Hockenheimring konnten auch schnellere Rundenzeiten gefahren werden. Durch einen auf 3.153 Kubikzentimeter vergrößerten Serienmotor mit 206 PS bei 5.600 Umdrehungen/Min. ergibt sich eine Spitzengeschwindigkeit von fast 221 km/h und eine Beschleunigung von 0 auf 100 in 7,0 Sekunden.

Bemängelt wurde wiederum der nicht alltagstaugliche Federungskomfort. Das Auto ist eben für den Rennsport gedacht und die schlechte Rangierbarkeit, da eine Servolenkung aus Gewichtsgründen nur gegen Aufpreis erhältlich war. Für den Straßenbetrieb bekam man für knapp 4.000,- DM weniger mit dem BMW 3.0 CSi eine bessere Alternative.

Tuning und Motorsporterfolge

Das CSL-Coupé eignet sich sehr gut für weitere Leistungssteigerungen. Viele namhafte Tuner, beispielsweise Alpina, GS oder Koepchen boten modifizierte CSL an. Die Spitze erreichte Schnitzler, wo man dem Motor 290 PS abringen konnte und durch voluminöse Karosserieverbreiterungen eine echte Rennsportoptik schuf.

BMW CLS Coupe auf dem Nürburgring
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Chris Amon beim 6-Stunden-Rennen 1973 auf dem Nürburgring. Zusammen mit Hans-Joachim Stuck gewann er das Rennen mit 42 Runden und einer urchschnittsgeschwindigkeit von 158,5 Stundenkilometern.

Als BMW 1973 mit seiner eigenen Motorsport GmbH zum Angriff auf Ford blies, war die Rennsportversion des 3.0 CSL mit 3.340 Kubikzentimetern Hubraum und nunmehr 360 PS ein äußerst scharfes Schwert. Die 1.062 kg leichten Werksautos waren dem Ford Capri RS überlegen. Sie holten von 1973 bis 1979 sechsmal den Tourenwagen-Europameistertitel und gewannen viermal das 24-Stunden-Rennen in Spa. Selbst nach Produktionsende des CSL im Jahr 1975 trug sich das Auto noch regelmäßig in verschiedensten Rennserien in die Siegerlisten ein.

Erstes BMW Art Car
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Tim Wang from Beijing, China, Calder CSLCC BY-SA 2.0

Das erste BMW Art Car war ein vom US-amerikanischen Künstler Alexander Calder gestalteter CSL, der 1975 beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans zum Einsatz kam. 

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Mehr über die BMW Art Cars

Seit Caldens CSL-Design präsentierte der bayrische Automobilhersteller in regelmäßigen Abständen weitere Fahrzeuge, die von Künstlern gestaltet worden sind. Erfahre mehr über die BMW Art Cars im Folgenden! 

Preislich im Aufwind

Nur 1.265 Einheiten des BMW 3.0 CSL wurden von 1971 bis 1975 hergestellt. 169 Exemplare gehören zur ersten, 929 zur zweiten und 167 zur dritten Serie. Das Auto ist generell ein gefragter Oldtimer, denn alle Modelle erfuhren in den letzten Jahren enorme Wertsteigerungen. Viele Fans sehen in ihm wegen seiner eleganten Linien einen der schönsten BMW aller Zeiten. Für Rennsportbegeisterte gewinnt das Design zusätzlich durch das ungewöhnliche Aerodynamikpaket.

Die ganze Geschichte des 3.0 CSL zum Ansehen als Motorvision-Video.

Lagen anfangs die frühen Serien preislich vorne, so wird mittlerweile das verspoilerte „Batmobil“ am höchsten gehandelt. Vor zwanzig Jahren erreichten Fahrzeuge in gutem Zustand Kaufpreise um 20.000,- €. Vor zehn Jahren kam man bereits auf Summen zwischen 50.000,- und 60.000,- €. Seit dieser Zeit sind die Preise rasant angestiegen, ja geradezu explodiert. Selbst restaurierungsbedürftige Fahrzeuge (Zustand 4) erzielen heute schon fast sechsstellige Preise. Auf einschlägigen Portalen ist für gute Fahrzeuge in der Regel ein „Preis auf Anfrage“ angegeben. Sie liegen mittlerweile deutlich über 200.000,- €: Für die meisten seiner Fans wird dieser Oldtimer also immer ein Traum bleiben.

 BMW 30 CSL 1973 in orange
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Auch dieser CSL ist leider schon verkauft …