11.12.2019

Der Lamborghini Espada – ein bezahlbarer Edel-Sportwagen?

Im Jahr 1968 stellte Ferruccio Lamborghini mit dem Espada einen neuen Sportwagen vor. Nach dem 350 GT/450 GT, dem Miura und dem Islero war er der vierte Sportwagen, den Lamborghini von 1968 bis 1978 baute. Nicht nur Lamborghini war eine Neuheit auf dem Sportwagenmarkt, auch sein viersitziger Espada war es.

Power, Luxus und Familienfreundlichkeit

Für die Sportwagen der 60er war seine Form durch die ungewöhnliche Geradlinigkeit und den eleganten Schwung der beiden hinteren Seitenfenster etwas Außergewöhnliches. Auch der Name war ein anderer: Espada, spanisch für „Schwert“ und die Bezeichnung für den Degen des Matadors. Ferruccio Lamborghini wählte üblicherweise für seine Wagen Namen von spanischen Stieren. Auch das Firmenwappen ziert der Stier „Muciélago“, der seinerzeit im 19. Jahrhundert 24 Stöße des Matadors Rafael Molina Sanchéz in der Arena aushielt, danach begnadigt und an den Stierzüchter Miura verkauft wurde, welcher dem Lamborghini Miura seinen Namen gab. Das Wappen, das der Lamborghini Espada, trotz seines eleganten Designs, zurecht trägt symbolisiert Kraft und Stärke.

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Elegant, aber leistungsstark. Der Espada war für seine Zeit sehr ungewöhnlich.

Der Espada kam ungefähr zur selben Zeit auf den Markt wie der Miura und wurde 1968 auf dem Genfer Automobilsalon vorgestellt. Technisch sind die beiden Wagen einander überwiegend gleich. Der Espada war mit einem 325 PS starken V-12 Motor ausgerüstet, hatte Einzelradaufhängungen und an allen Rädern Scheibenbremsen. Überwiegend wurde er mit einem Schaltgetriebe gebaut, es wurde aber auch ein Automatikgetriebe und als Sonderausstattung eine Servolenkung angeboten. Seine besondere Karosserie wurde von Marcello Gandini entworfen, beruhend auf den Entwürfen von Giovanni Bertone, dem Gründer des traditionsreichen Unternehmens Bertone in Turin.

Der Lamborghini Espada ist mit einer Höhe von nur 1,19 Meter ein sehr flacher Wagen, der aber mit 4,74 Meter länger war als die meisten Limousinen seiner Zeit. Außergewöhnlich war sein langgezogenes Schrägheck und seine flach nach hinten verlaufende Heckscheibe, die gleichzeitig als Kofferraumklappen diente. Er war der erste voll viersitzige Gran Turismo und versprach luxuriöses und angenehmes Reisen mit allen Vorzügen eines kräftigen Sportwagens und mit außenreichend Platz für Gepäck und die Familie.

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Trotz seiner waschechten Sportwageneigenschaften hat der Espada genug Platz für eine Menge Gepäck.

Eine neue Idee

Im Laufe seiner zehnjährigen Produktionszeit veränderte sich der Espada von außen kaum. Es gab drei verschiedene Modelle: den S1 (1968-1970), den S2 (1970-1972) und den S3 (1972-1978). Jede neue Generation wurde mit einem verbesserten Motor versehen. Abgesehen davon änderte sich das Interieur eines jeden Modelles drastisch. Der S2 bekam ein völlig neues Armaturenbrett und ein anderes Lenkrad, der S3 wiederum ebenfalls ein neues Innenleben. Um die Sicherheitsbestimmungen in den USA zu erfüllen, wurde der Espada 1975 mit stoßabsorbierenden Stoßstangen ausgestattet.

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Der Innenraum des Espada ist genauso elegant wie sein Äußeres.

In den frühen 1970er Jahren fertigte Giovanni Bertone außerdem eine Skizze eines viertürigen Espadas an, der es allerdings nicht in die Serienproduktion geschafft hatte. Etwas ähnliches sollte erst 2009 mit dem Porsche Panamera im Sportwagenbereich erscheinen. 

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Buch-t, Lamborghini Faena 1978 seitlich, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

Dieser Lamborghini Faena ist der Einzige seiner Art. Auf Basis eines verlängerten Espada Chassis wurde diese 4-türige Version 1978 als Konzeptauto präsentiert.

Ein großes Problem teilt sich der Espada mit all den anderen italienischen Sportwagen der 60er und 70er – die hohe Anfälligkeit für Rost. Selbst bei augenscheinlich rostfreien Wagen, die gerade erst restauriert oder nur bei Sonnenschein gefahren wurden, sollte die Stelle kontrolliert werden, an der das Frontblech-Unterteil mit den vorderen Kotflügeln verbunden ist. Dies lässt Rückschlüsse auf eventuell versteckte Roststellen zu. Außerdem befinden sich an der Unterseite 16 Öffnungen, die eine Endoskop-Untersuchung erlauben und zusätzlich bei der Einschätzung eines etwaigen Rostbefalls zur Klarheit beitragen können. 

Preise und Wertentwicklung 

Die Preise für gebrauchte Lamborghini sind im Laufe der letzten Jahre seit der Übernahme durch Volkswagen stetig gestiegen. Insgesamt wurden nur 1224 Lamborghini Espada gebaut. Die Preise für einen mäßig erhaltenen Wagen belaufen sich auf 17.000 Euro, wohingegen ein gut erhaltenes Fahrzeug einen Wert von 70.000 bis 120.000 Euro besitzt. Heutzutage kommt ein (zwar auch deutlich seltener) Miura auf einen Wert von bis zu 2 Millionen Euro.

Der Espada war nicht nur namentlich etwas Neues. Er war, wie sein Name womöglich auch schon sagen mochte, ein Vorstoß in ein neues Gebiet, um die Marke Lamborghini auf dem Sportwagenmarkt breiter aufzustellen, was Ferruccio Lamborghini auch gelang. Heute ist der Espada ein, mit anderen Lamborghini verglichen, preisgünstigerer Oldtimer, der aber nicht nur Wertsteigerungs-Potenzial besitzt, sondern auch Eleganz und PS verbindet.