02.05.2019

Die Hudson Hornet – Step Down Design mit Kultstatus

Mit der „Hornisse“ stellte der amerikanische Automobilhersteller Hudson 1951 sein neues Spitzenmodell vor, das nicht nur durch innovative Technik überzeugte, sondern auch im US-amerikanischen Motorsport für Furore sorgte. Als Oldtimer ist eine Hudson Hornet heute ein gefragtes Sammlerstück. Auch der amerikanische Schauspieler und begeisterte Rennfahrer Steve McQueen besaß einen dieser Wagen, der im Jahr 2006 noch selbst zum Filmstar wurde.

Die Anfänge

Die 1909 in Detroit gegründete Hudson Motor Car Company brachte 1911 mit dem „Model 20“ ihr erstes Automobil auf den Markt. Ziel war es, günstige Fahrzeuge für einen Preis von unter 1000,- US-Dollar anzubieten. Später verlegte man sich auf Mittel- und Oberklassefahrzeuge. Dabei führte Hudson einige technische Neuerungen ein: beispielsweise elektrische Anlasser, Kontrollleuchten für die Lichtmaschine oder den Öldruck und ausgewuchtete Kurbelwellen. Mit guter Qualität mauserte sich die Firma bis Ende der 1930er-Jahre zum drittgrößten Autokonzern der USA hinter Ford und Chevrolet mit bis zu 300.000 produzierten Einheiten pro Jahr.

Step Down Design – kein Abstieg, sondern technischer Fortschritt

Nach dem Zweiten Weltkrieg präsentierte Hudson im Jahr 1948 den bereits seit 1941 gebauten Hudson Commodore mit einer neuen Karosserie, die von den Entwicklern „Step Down Body“ genannt wurde. Diese Bauweise war eine Mischform zwischen selbsttragender Karosserie und separater Chassiskonstruktion, bei der das Auto deutlich tiefer lag, als bei einem herkömmlichen Leiterrahmen. Das Step Down Design wurde zum Markenzeichen des Konzerns und auch in anderen Modellen umgesetzt, wie beispielsweise dem Pacemaker. Durch die teilweise in den Rahmen eingearbeitete Karosserie mussten Fahrer und Passagiere nicht mehr über Trittbretter hinaufsteigen, sondern in den um die Fußräume herumlaufenden Rahmen hinabsteigen. Die fest mit dem Rahmen verschweißte Karosserie bot unter anderem mehr passive Sicherheit für die Passagiere und sorgte für einen extrem tiefen Schwerpunkt des Wagens.

Als der Commodore Anfang der 1950er-Jahre bereits etwas „angegraut“ war, stellte Hudson 1951 mit der Hornet einen Nachfolger vor, der das Step Down Design konsequent weiterverfolgte und noch wesentlich aerodynamischer war. Der tiefliegenden Karosserie sind unter anderem auch die charakteristischen geschlossenen Radläufe der Hinterräder geschuldet. Das Heck hatte keine großen Heckflügel wie bei anderen Limousinen dieser Zeit, sondern nur leichte Andeutungen in der in einer weichen Kurvenlinie zum Heck abfallenden Karosserie.

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Eine „Hornisse“ aus dem Jahr 1952 als viertürige Limousine

Überragende Fahreigenschaften

Angetrieben wurden die ersten Hornissen von einem 5-Liter-Reihen-Sechszylinder, dem Hudson H-145 L-Head, der seinerzeit den größten Hubraum pro Zylinder weltweit aufwies. In Kombination mit der ab 1953 erhältlichen Twin-H-Power-Doppelvergaseranlage erreichte der anfangs 145 PS starke Motor 170 PS und eine Spitzengeschwindigkeit von etwa 180 Stundenkilometern. Mit einem Leergewicht von 1.600 kg, einer Länge von 5,30 m und einer Breite von 1,97 m war die Hornet seinerzeit ein Gigant, in dem sechs Personen bequem Platz fanden.

Das Fahrwerk glich dem der Vorgängermodelle Commodore und Pacemaker. Es hatte vordere Einzelradaufhängungen an Trapez-Dreiecksquerlenkern und eine starre Hinterachse. Vorerst mit einem Dreigang-Schaltgetriebe ausgestattet, konnte der Wagen ab 1953 auch mit der „Hydra Matic“, einem Zweigang-Automatikgetriebe bestellt werden. Als Karosserievarianten wurden eine viertürige Limousine und jeweils mit zwei Türen ein Cabriolet und ein Coupé angeboten. Die gute Aerodynamik mit dem tiefen Schwerpunkt führte bei allen Varianten zu einem ganz unamerikanisch spurstabilen Fahrverhalten trotz eines Radstandes von nur 3150 Millimetern. Eine Hornet gleitet regelrecht dahin, denn durch den sehr tiefen Schwerpunkt der Step-Down-Bauweise war die Straßenlage hervorragend.

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Das zweitürige Cabriolet.

Ansprechendes Design und hoher Preis

50er-Jahre-typisch kam die Hornet mit reichlich Chrom daher, allen voran das „H“ mit Zeppelin und Hornet-Schriftzug als Verlängerung der Zierleisten und auf der Kofferraumklappe sowie der Kühlergrill mit dem Wappen der Hudson Motor Company oder das beleuchtete Hudson-Emblem auf der Spitze der Motorhaube. Das Ganze ließ sich Hudson auch gut bezahlen. 2.543,- US-Dollar waren für eine Hornet als Basispreis fällig. Nicht ganz preiswert also, dennoch wurden im ersten Jahr über 43.000 Fahrzeuge verkauft. 1952 waren es immerhin noch 27.000 und 1953 knapp 25.000 Stück. In den ersten Jahren wurden vor allem kleinere optische Veränderungen als Modellpflege vorgenommen. Erst die 1954er-Hornet bekam eine große Überarbeitung, die auch die Innenausstattung mit dem Armaturenbrett und den Verkleidungen einschloss.

Die fabelhafte Hornisse

Hudson schickte Anfang der 1950er-Jahre neun Werksfahrer auf Hornets in die US-amerikanischen Rennsportserien. Der tiefe Schwerpunkt prädestinierte den Wagen für Stock Car-Rennen. 1952 siegte Marshall Teague mit dem „Fabulous Hudson Hornet“ in 12 von 13 Rennen der AAA-National-Championship-Serie. Insgesamt wurden in diesem Jahr 40 von 48 Rennen gewonnen und auch in der folgenden Saison 1953 waren die Hornissen nahezu unschlagbar. Sie holten in nur drei Jahren insgesamt 108 Siege und erwarben sich einen legendären Ruf in der Rennsportszene.

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Eine „fabelhafte Hornisse“ als zweitüriges Coupé war in den 1950er-Jahren der Rennwagen des erfolgreichen NASCAR-Fahrers Herbert Watson „Herb“ Thomas

Das Ende des Summens

Die erste Generation der Hornet wurde in den Jahren 1951 bis 1954 gebaut. Zusätzlich gab es mit der Hudson Wasp ein ähnliches Modell mit etwas kürzerem Radstand und verkleinertem Reihen-Sechszylinder als Nachfolger des Pacemakers. Nach 1954 wurde das Step Down-Design aufgegeben und die Fabrik der Hudson Motor Car Company in Detroit geschlossen. Hudson hatte sich zuvor mit Nash Motors zur American Motor Company zusammengeschlossen und AMC verlagerte die Produktion komplett in das Nash-Werk in Kenosha in Wisconsin. Noch bis 1957 wurden dort Hornets produziert, ab 1956 in geändertem V-Line-Styling und Dreifarblackierung. Am 25. Juni dieses Jahres verließ schließlich die letzte Hornisse das Werk. Gleichzeitig gab AMC auch die Markennamen Nash und Hudson endgültig auf. Die Modellbezeichnung Hornet ging mit dem Ende der zweiten und letzten Generation des Wagens aber nicht gänzlich verloren. 1969 präsentierte man die AMC Hornet, die immerhin bis 1977 gebaut wurde. Mit ihrem klassischen Vorbild hatte sie aber nichts mehr gemein.

Ein Filmstar und eine Rarität

In Deutschland sind Automobile von Hudson relativ unbekannt geblieben. Zwar fuhr der populäre amerikanische Schauspieler Steve McQueen eine 1953er Hornet, die er Mitte der 1970er-Jahre erworben hatte, doch sie war nur eines von vielen Autos des begeisterten Sammlers. Bekannter wurde die Hornet hierzulande durch einen anderen McQueen: Im Pixar-Animationsfilm „Cars“ von 2006 bringt eine Hornet als griesgrämiger Richter „Doc Hudson“ dem NASCAR-Rennwagen „Lightning McQueen“ das Driften bei. Er selbst hatte als „Fabulous Hudson Hornet“ mehrfach den „Piston Cup“, eine fiktive Motorsport-Trophäe gewonnen, die später sogar nach ihm benannt wurde – eine Verbeugung der Filmemacher vor dieser automobilen Legende.

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Doc Hudson aus dem Film Cars in seinem Rennsportoutfit als echtes Auto und auffällige Werbung für den Pixar-Film „Cars“

Heute ist eine Hornet aus der ersten Baureihe von 1951 bis 1954 ein begehrter Oldtimer, der in den USA zu den begehrtesten Classic Cars gehört. Auf dem europäischen Markt eine Hornisse in vernünftigem Zustand zu bekommen, dürfte sehr schwer sein.