05.09.2019

Fiat Panda – ein preiswerter Oldtimer?

Oldtimer sind in der Regel nicht unbedingt preiswert. Zwar sind sie steuerlich begünstigt, aber der im Vergleich zu modernen Autos oftmals größere Benzindurst, teure, weil seltene Ersatz- und Verschleißteile oder die Kosten einer liebevollen Pflege fressen diesen Vorteil schnell wieder auf. Hinzu kommen in der Regel noch nicht ganz geringe Anschaffungskosten. Es geht aber auch viel preiswerter. Wie, zeigt uns der kleine Fiat Panda.

Eine „tolle Kiste“ für wenig Geld

Im Jahr 1980 brachte der italienische Automobilbauer Fiat den Typ 141, besser bekannt als Panda, auf den Markt. Die Kundschaft bekam einen auch nach damaligen Maßstäben extrem kantigen und spartanischen Kleinstwagen vorgesetzt. Das nur knapp 3,41 m lange Auto war innen erstaunlich geräumig, bot aber so gut wie keinen Komfort. Nützliche Helferlein kamen erst im Zuge der Modellpflege in Reichweite, sodass frühe Panda-Fahrer auf eine Servolenkung, einen Bremskraftverstärker, elektrische Fensterheber oder eine Zentralverriegelung vorerst verzichten mussten. Was es an Instrumenten und Bedienelementen im ersten Panda gab, waren einfache Kunststoffteile inmitten nackten Blechs. In den Genuss moderner Extras wie eine Klimaanlage oder ein Drehzahlmesser kamen Panda-Besitzer nie. Selbst ein Radio oder ein Tageskilometerzähler waren nur gegen Aufpreis erhältlich.

Fiat feierte den Panda bei dessen Markteinführung als ein geniales Automobilkonzept. Der in der offiziellen Werbung als „tolle Kiste“ präsentierte Wagen sollte funktional und preisgünstig zu produzieren sein: Ein Auto ohne jegliche Extravaganzen. Genau darin liegt seine Stärke. Er bietet Platz für fünf Personen, hat ein zusätzliches Kofferraumvolumen von 272 Litern und eine offene Ablage anstelle eines Handschuhfachs – maximale Raumausnutzung war die Devise des Winzlings. Ein bisschen mehr bietet er dann doch. Mit wenigen Handgriffen lassen sich Vordersitze und Rückbank, die ein bisschen wie Gartenstühle und eine Hängematte wirken, zu einer durchgehenden Liegefläche umklappen. Damit gehört er zu den Autos, die innen definitiv größer sind als außen. Fiat-Designer Giorgio Giugiaro nannte seine Schöpfung treffend ein „Haushaltsgerät auf vier Rädern“, denn ein Schmuckstück italienischen Automobildesigns ist das eher an eine Schachtel erinnernde Auto wahrlich nicht. Mit einem Preis von nur 9.390,- DM für die damalige 45 PS starke Spitzenmotorisierung war der Panda bei Markteinführung vor allem preiswert.

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Die erste Generation des Fiat Panda

Auch bei der Wartung halten sich die Kosten in Grenzen. Beispielsweise hatte der Wagen anfangs nur acht Sicherungen. Das ist wenig Elektrik und ebenso wenig anfällig. Der Panda erwarb sich dadurch den Ruf, dass ihn jeder Dorfschmied reparieren kann. Wenn etwas kaputt geht, dann sehr oft korrosionsbedingt. Neben allgegenwärtigen durchgegammelten Türen betrifft das häufig auch den Unterboden und die Ölwanne, das Massekabel oder den Handbremsumlenkhebel. Gerne brechen auch die Domaufnahmen und die Federn. Aber generell fährt der Panda. Und das mangels unnötigem Ballast bei einem Gewicht von nur 700 kg auch ohne Servolenkung sehr gut. Er ist wendig und kann mit seiner Leistung gut im Verkehr mitschwimmen. Kurzum, er ist das ideale Stadtauto. Dafür braucht er aber zum Überholen auf der Landstraße reichlich Anlauf, denn eine Beschleunigung von 0 auf 100 in ca. 18 Sekunden und eine Spitzengeschwindigkeit von 140 Stundenkilometern zeigen sportlich ambitionierten Fahrern schnell die Grenzen auf. Dafür hält sich aber auch der Verbrauch von etwa sieben, bei ganz vorsichtiger Betätigung des Gaspedals sogar nur etwa sechs Litern für die damalige Zeit in einem moderaten Rahmen.

Modelle und Motoren

Der Fiat Panda wurde in Deutschland bis 1995, in Italien sogar bis 2003 angeboten, bis er von seinem Nachfolger, dem Nuova Panda, abgelöst wurde. Man bekommt auf jeden Fall nur drei Türen. Aber neben der Standardversion wurde ab 1981 auch ein Cabriolet mit doppeltem, natürlich manuell zu öffnenden Rolldach und ab 1983 eine bei Puch-Styr in Österreich gebaute 4x4-Version mit zuschaltbarem Allradantrieb angeboten, die sogar bei der Rallye Paris-Dakar unterwegs war. 1986 folgte ein Lieferwagen mit 1.088 Litern Ladevolumen und 1990 mit dem Modell „Elettra“ auch eine Elektromotorisierung, die allerdings nur in Italien erhältlich war.

Die Allradversion des Fiat Panda

In seiner Bauzeit wurde das Auto mit verschiedenen Motorisierungen von 0,65 bis 1,1 Litern Hubraum als Benziner beziehungsweise ab 1986 mit 1,3 Litern Hubraum als Diesel verkauft. Die ersten Panda wurden mit 30, 34 und 45 PS starken OHV-Motoren mit Steuerketten angeboten, deren Ventilspiel häufig nachgestellt werden musste. Sie sind für einen grauenvollen Klang berüchtigt. 1986 kamen die 34 und 55 PS starken FIRE-Motoren („Fully Integrated Robotized Engine“), die über einen Zahnriemen verfügten. Zunächst als Vergasermodelle eingeführt, wurden sie ein Jahr später mit Katalysator und einer Benzineinspritzung aufgewertet. Zusammen mit den neuen Motoren entfiel der asymmetrische Blechkühlergrill zugunsten einer Kunststoffversion mit zentralem Fiat-Rhombus.

Eines haben sie fast alle: Rost! Bei der Begutachtung vor dem Kauf sollte man daher vor allem die kritischen Stellen genau in Augenschein nehmen: die Bodenbleche und die Unterkanten der Türen. Hinsichtlich des Motors sind die ab 1986 gebauten Modelle mit FIRE-Aggregaten die bessere Wahl. Sie gelten bei gutem Pflegezustand als unzerstörbar, da sie weniger bewegliche Teile als die älteren OHV-Motoren haben.

Der Fiat Panda nach dem Facelift

Preise, Unterhalt und Ersatzteile

Generell sollte es nicht schwer sein, heute noch einen guten Panda zu finden, da das Auto über vier Millionen mal gebaut wurde. Es gilt aber die Devise: je älter desto schwieriger. Die älteren Jahrgänge mit asymmetrischem Kühlergrill sind in gutem Zustand mittlerweile sehr selten und erzielen Liebhaberpreise, wenn sie überhaupt noch angeboten werden. Vor einigen Jahren konnte man Fahrzeuge mit gültigem TÜV für ein paar hundert Euro bekommen. Mittlerweile muss man 1.000 Euro oder mehr für einen fahrbereiten Wagen mit Prüfplakette ausgeben, der nicht schon als Autowrack durchgeht. Immer noch wenig, wenn man bedenkt, was andere Oldtimer kosten. Wenn es ein H-Kennzeichen sein soll, dann wird man heute noch bei den älteren Baujahren der zweiten Generation mit FIRE-Motor ab 1986 fündig. Wichtig ist neben einem guten Zustand auch eine vollständige Wartungshistorie, um keine unliebsamen Überraschungen zu erleben.

Die Ersatzteilversorgung, Achillesferse vieler Klassiker, ist beim Panda kein Problem. Die technischen Komponenten wie Bremsscheiben, Wasserpumpe oder Vergaser bekommt man beim Schrotthändler zu kleinen Preisen. Auch Glasteile wie Rücklichter, Frontscheinwerfer oder Blinker findet man dort noch in ausreichender Menge. Da kostet selten mal etwas über einhundert Euro. Nur Türen ohne Rost muss man suchen wie die Nadel im Heuhaufen. Bei Fiat selbst gibt es für den Panda übrigens keine Ersatzteile mehr, etwas merkwürdig, wenn man bedenkt, wie viele Einheiten in 23 Jahren produziert wurden und heute noch unterwegs sind.

Fazit

Wer günstig Oldtimer fahren möchte und sich nicht am kastenförmigen Design und der spartanischen Ausstattung stört, der ist mit einem Fiat Panda gut bedient. Die Verfügbarkeit anständig erhaltener jüngerer Modelle und gebrauchter Ersatzteile ist noch gut. Ein Panda ist vielleicht nicht unbedingt ein Klassiker, der als Wertanlage wie ein alter Sportwagen angeschafft wird. Dafür darf er zwecks Werterhalt auch nicht nur bei gutem Wetter bewegt werden. Der kleine Fiat ist vielmehr ein echter Alltagsklassiker, der das Portemonnaie nicht überfordert. Kaufpreis, Wartung, Unterhalt und Verbrauch gehen nicht wirklich ins Geld und man bekommt einen funktionalen Minimalisten, der in Italien die Tradition eines echten Volksautos à la Fiat Nuova 500 oder Fiat 126 fortführt. Viel billiger geht tatsächlich nicht mehr. Lediglich der spanische Panda-Ableger Seat Marbella ist vielleicht noch etwas günstiger zu haben. Er war, man glaubt es kaum, tatsächlich noch spartanischer ausgestattet als sein italienisches Vorbild.