25.09.2019

Mazda RX-7 – Tuning-Legende mit Wankelmotor

Im Frühjahr 1978 stellte Mazda mit dem Savanna RX-7 ein Sportcoupé vor, das mit einem zu dieser Zeit bereits bei allen anderen Herstellern ausgemusterten Motorenkonzept angetrieben wurde: dem Wankelmotor. Der Mazda RX-7 sorgte dennoch für Aufsehen und blieb fast 25 Jahre im Programm. Er wurde nicht nur ein Verkaufsschlager und Widersacher renommierter Sportwagen, sondern auch eine Legende in der Tuning-Szene.

Keiner glaubt mehr an den Wankelmotor

Bis in die 1970er-Jahre hatte der japanische Autokonzern Mazda einen großen Teil seiner Fahrzeuge mit Wankelmotoren ausgestattet. Man konnte jedes Mazda-Modell wahlweise mit Hub- oder Rotationskolbenmotor ordern. Doch das Wankelprinzip schien überholt, zu groß waren seine Schwächen. Vor allem der hohe Benzinverbrauch kam seit der Ölkrise nicht mehr gut an. Der RX-3, die wankelgetriebene Version des Mazda 818, des Rückgrats der Produktpalette, verkaufte sich nur noch schlecht. Daher startete Mazda 1974 die Entwicklung eines Nachfolgemodells. Eigentlich war geplant, bis auf den Mazda 929 alle Modelle mit Wankelmotor auslaufen zu lassen, doch mit dem Projekt X 605 versuchte man noch einmal, das überarbeitete Aggregat aus dem RX-3 sparsamer und emissionsärmer zu machen.

Mazda RX-7 in der ersten Generation
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Der erste RX-7 kam mit dem Namen Savanna RX-7 zur Welt.

Am 24. April 1978 präsentierte Mazda in San Francisco schließlich als Ergebnis den Savanna RX-7. Als Savanna war auch der RX-3 in den USA vermarktet worden. Die Begeisterung war größer als erwartet. Das schlichte, 4,265 m lange und 1,65 m breite Coupé mit Fließheck und aerodynamisch gelungener Karosserie mit einem cw-Wert von 0,36 war vom verantwortlichen Ingenieur Sumio Mochizuki auf „funktionelle Eleganz“ getrimmt. Das Heck wirkt durch eine dreiteilige Glaskuppel sehr leicht und offen. Die Front ist tief herabgezogen und mit Klappscheinwerfern bestückt. Böse Zungen sahen darin eine Kopie des Porsche 924, doch das trifft nicht ganz zu. Vor allem das Heck unterscheidet sich deutlich vom vermeintlichen Vorbild.

Mazda Savanna RX-7
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Jeremy from Sydney, Australia, 1983 Mazda RX-7 (FB Series 2) coupe (26841974111), CC BY 2.0

Die Glaskuppel als Heckklappe gewährt tiefe Einblicke in den Kofferraum.

Die gute Aerodynamik hat der RX-7 bitter nötig, denn der Zwei-Rotoren-Wankelmotor liefert nur 105 PS. Trotzdem schafft er eine Spitzengeschwindigkeit von 193 Stundenkilometern und beschleunigt von 0 auf 100 in 10 Sekunden. Dafür laufen dann auch 14,7 Liter Benzin durch – ein Wankelmotor eben. Dass Mazda weiterhin auf diese Konstruktion baute, erklärt sich aus ihren unbestrittenen Vorteilen. Man konnte ihn leichter und kleiner bauen als einen vergleichbaren Hubkolbenmotor. Tatsächlich hätte ein andere Motor gar nicht unter die Haube des RX-7 gepasst und er ist zudem im Betrieb nahezu vibrationsfrei. Kenichi Yamamoto, Entwicklungschef bei Mazda, setzte ihn im RX-7 hinter die Vorderachse und erzielte dadurch eine fast ausgewogene Gewichtsverteilung des nur knapp über 1.000 kg schweren Autos.

Neben dem Motor ist die übrige Konstruktion des Autos allerdings eher konventionell um die Kosten niedrig zu halten: Ein Fahrwerk aus MacPherson-Federbeinen und Scheibenbremsen an der Vorderachse, eine starre Hinterachse mit Schraubenfedern und Trommelbremsen. Da der kompakte Motor einen sehr tiefen Schwerpunkt ermöglicht, ist das Auto trotz konventionellem Fahrwerk sehr gut beherrschbar und hat ein ausgewogenes, leicht übersteuerndes Fahrverhalten.

Ein erfolgreicher Porsche-Konkurrent

Die Einschätzungen zu den Talenten des RX-7 fielen in den 1970er-Jahren in der Fachpresse unterschiedlich aus. Vom „ernstzunehmenden Konkurrenten in seiner Klasse“ war ebenso die Rede wie von einem zu hohen Verbrauch und dem für Wankelmotoren typischen, unbefriedigenden Drehmomentverlauf.

Der RX-7 ist 1979 ausführlich von der Fachpresse getestet worden.

Vor allem in den USA, dem Hauptmarkt außerhalb Japans, schlug der RX-7 voll ein. Mazda hatte ordentlich die Werbetrommel gerührt und importierte dort Monat für Monat 4.000 Fahrzeuge. Trotzdem gab es Wartelisten. Kaufargument war in Amerika allerdings nicht der außergewöhnliche Antrieb, sondern der Preis. Ein RX-7 war mit 7.195,- US-Dollar deutlich günstiger zu haben als ein Porsche 924, für den man 11.995 US-Dollar berappen musste. In Deutschland war ein RX-7 für 22.186,- DM zu haben, immerhin noch 6.790,- DM günstiger als der Porsche. Obendrein bot Mazda schon damals eine Komplettausstattung, in der sogar ein Auto-Reverse-Kassettenradio enthalten war.

Modellpflege

Nach drei Modelljahren brachte Mazda 1981 ein Facelift heraus. Neben einigen optischen Änderungen wie Rotary-Alufelgen, neuen Stoßfängern und neuen Rückleuchten erhielt das Auto vor allem 10 PS mehr Leistung. Hinten wurden die Trommeln gegen Scheibenbremsen getauscht. Das Innenleben wurde etwas wertiger. Drei Jahre später kamen erneut einige Änderungen der Innenausstattung und größere Räder.

In den Folgejahren machte man den RX-7 vor allem schneller: 1985 leistete der Saugmotor 150 PS und ermöglichte eine Höchstgeschwindigkeit von 210 Stundenkilometern bei einer Beschleunigung von 0 auf 100 in 8,5 Sekunden. Mit einer Zwangsbeatmung mittels Turbolader waren sogar 185 bzw. in Deutschland auf wegen geänderter Katalysatoren 180 PS, 230 Stundenkilometer und eine Beschleunigung von 0 auf 100 in 7 Sekunden machbar. Die Turbolader-Version löste den Sauger 1987 schließlich komplett ab. 1988 folgte eine Cabrioversion und 1989 kam ein wesentlich aufwendigeres Fahrwerk mit Einzelradaufhängung und mitlenkender Hinterachse. Der Motor erreichte nun die 200 PS-Grenze.

Carbrio Mazda RX-7 der zweiten Generation
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dave_7 from Lethbridge, Canada, 1988 Mazda Rx-7 Convertible (6272672059), CC BY 2.0

Auch als Cabriolet schön anzuschauen: die zweite Generation des Mazda RX-7.

1991 kam schließlich die letzte Fahrzeuggeneration und mit ihr eine Leistungssteigerung auf 280 PS, eine üppige Bremsanlage und Schalensitze, womit der RX-7 vollends zum reinrassigen Sportwagen wurde. Der letzte RX-7 ist 250 Stundenkilometer schnell und beschleunigt von 0 auf 100 in 5,3 Sekunden. Hinsichtlich der Straßenlage kann er sich mit allen Sportwagen der damaligen Zeit messen. Leider war das Auto mit mittlerweile 85.000,- DM auch fast viermal so teuer wie zur Markteinführung des ersten RX-7.

Mazda RX-7 mit Wankelmotor
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Der letzte RX-7 ist eines der letzten Autos mit Wankelmotor und macht trotzdem eine gute Figur.

Ein gesuchter Oldtimer und Star in der Tuning-Szene

Im Sommer 2002 lief nach 24 Jahren der letzte Mazda RX-7 vom Band. Immerhin 811.634 produzierte Einheiten des Japan-Sportlers zeigen, dass ein Wankelmotor durchaus konkurrenzfähig sein kann. Die frühen Modelle sind mittlerweile gesucht. Für unverbastelte Exemplare in sehr gutem Zustand muss man schon knapp 20.000,- € hinlegen. Es gibt aber auch gute Angebote bereits unter 10.000,- €.

Getunter Mazda RX-7
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Bull-Doser at English Wikipedia, Tuned Mazda RX-7 (Les chauds vendredis '12), als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

Auch die ersten Generationen des RX-7 findet man häufig in getuntem Zustand.

Die letzte Baureihe war in Deutschland wegen verschärfter Abgasvorschriften nur bis 1996 erhältlich. Daher gibt es nicht allzu viele Fahrzeuge auf dem Markt und es werden Preise von 30.000,- bis 40.000,- € verlangt. Auch diese noch nicht zum Oldtimer gereifte Fahrzeuggeneration hat ihre Fans, und das vor allem in der Tuning-Szene. Prominente Auftritte in der „The Fast and the Furious“-Filmreihe haben den Wagen berühmt gemacht. Hier ist Auffallen angesagt und so werden gerne Rennsportanbauten, andere Felgen, tiefergelegte Fahrwerke oder Carbonteile verwendet, um das Auto zum Blickfänger zu machen.

Der „Orange Julius“ aus „2 Fast, 2 Furious“ von 1993 hat sicherlich viele Tuner inspiriert.
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Mic from Reading - Berkshire, United Kingdom, Universal Studios, Florida (3314178604), CC BY 2.0

Der „Orange Julius“ aus „2 Fast, 2 Furious“ von 1993 hat sicherlich viele Tuner inspiriert.

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Die Zukunft des Wankelmotors? 

Mit dem Nachfolgemodell RX-8 versuchte sich Mazda noch einmal am Wankelmotor. Doch mit Einführung der EURO-5-Abgasnorm stellte Mazda den Import nach Europa Anfang 2011 endgültig ein. Wankelmotoren als Hauptaggregate sind in Europa seitdem Geschichte, stehen aber aufgrund ihrer platzsparenden Bauweise mittlerweile vor einer Wiedergeburt als Range Extender bei Elektroautos.