01.07.2020

Mein VW Polo II – Das “Projekt Polo” Teil 3

Nach ungefähr 5 Jahren in meinem Besitz und 2 Jahren Stillstand geht die Geschichte meines VW Polo II endlich weiter. Auch wenn er nicht mehr in meinem Besitz ist, bin ich dennoch sehr froh, dass er wieder repariert wurde und weiterhin fährt. In diesem Teil soll es um die Reparatur meines Polo gehen und einen kleinen Schatz, den wir im Wagen gefunden haben.

Die Teilesuche

Die ersten Anhaltspunkte für die Reparatur des Wagens hatten wir dem Kostenvoranschlag der Werkstatt entnommen. Die Lichtmaschine des Wagens musste ausgewechselt werden und auch die Bremsen waren nicht mehr verkehrssicher, die Batterie war aufgrund der langen Standzeit kaputt und natürlich war da noch der gerissene Keilriemen, der ersetzt werden musste.

Für die Reparatur des Wagens baten wir einen Automechaniker aus dem Freundeskreis um Mithilfe, der natürlich sofort zusagte. Als Werkstatt diente die Hebebühne eines Bekannten, der eine Autolackiererei besitzt. Der erste Schritt bestand darin, den Wagen irgendwie durch unseren Ort zu transportieren. Mein Bruder und ich fragten zwei Kumpels, ob sie uns beim schieben helfen konnten und so schoben wir den Polo II freitagabends zur Autolackiererei, was schon etwas kräftezehrend war, da die Werkstatt sich nicht gerade um die Ecke befand. Dort angekommen stellten wir den Wagen auf dem Parkplatz ab und warfen den Schlüssel in den Briefkasten, denn die Reparatur war für das Wochenende geplant.

Die benötigten Teile bestellten wir zuvor anhand der KBA-Nummer im Internet auf den gängigen Plattformen wie Daparto und Ebay zu einem sehr günstigen Preis und wir mussten auch nicht lange auf die Teile warten. Die Reparatur begann zuerst mit dem Hochfahren des Polos auf der Hebebühne und mit dem Blick von unten wurden zwei Dinge klar: Der Wagen war von unten gänzlich rostfrei und er brauchte leider neue Achsenmanschetten und zur Sicherheit zwei neue Stoßdämpfer. Der Gesamtpreis alle bestellen Teile betrug am Ende ungefähr 800€, also deutlich weniger als die von der Werkstatt veranschlagten 1.200€ und wir hatten noch ein paar Teile mehr bestellt als die im Kostenvoranschlag aufgeführten Posten. Wir verbauten in dem Polo II eine neue Batterie, zwei neue Stoßdämpfer, neue Bremsscheiben und Bremsbeläge an der Vorderachse, beidseitig vorne neue Federbeinstützlager, Antriebsriemen, Öldruckschalter, eine neuer Luftfilter, neue Zündkerzen, beidseitig neue Gelenkmanschetten vorne, einen neuen Alternator und einen neuen Schlauch zur Ansaugluftvorwärmung, dazu kam noch der Keilriemen und die neue Lichtmaschine. Darüber hinaus reinigten wir noch den Vergaser und den Wasserkasten.

Teile des VW Polo II

Das Innenleben des VW Polo II aus nächster Nähe betrachtet.

Nach einer kleinen zeitlichen Verzögerung wegen der nachträglichen Bestellung der Stoßdämpfer und der Achsenmanschetten verließ der Polo II eine Woche später das Geländer der Autolackiererei und er lief wieder astrein wie zwei Jahre zuvor. Meine Schwester kam uns Zuhause besuchen und brachte sofort zwei Nummernschilder mit, die sie sich in München bei der erneuten Anmeldung des Polos besorgt hatte, um ihn abzuholen. Zur Feier des Tages unternahmen wir eine kleine Ausfahrt mit dem Polo zu einem Landgasthof und ich durfte natürlich auch kurz ans Steuer. Sofort während der Fahrt bereute ich zutiefst, nicht selbst die Teile und damit die Reparatur bezahlt zu haben, denn es war einfach wieder ein unglaubliches Fahrgefühl. Ich hätte einfach Stunden in diesem Polo weiterfahren können, denn solch einen Fahrspaß hatte ich wirklich noch bei keinem anderen Wagen. Schweren Herzens stieg ich am Ende aus und übergab die Schlüssel meine Schwester, die sich dann zeitnah auf den Heimweg machte. Doch mit der Reparatur des Wagens war es noch nicht getan, denn meine Schwester und ich Freund machten sich an den folgenden Wochenenden an das Innenleben des Polo II.

Sitze des VW Polo II

Nach einer gründlichen Reinigung strahlen die Originalsitze im neuen Glanz.

Unter dem Sitz

Das Wochenende danach haben sich die beiden daran gemacht, die Sitze aus dem Polo auszubauen und ihn von innen gründlich zu reinigen. Das Entfernen der Sitze ging problemlos von Statten und was sich so alles unter einen Autositz befinden kann, obwohl das Innere vordergründig sauber ist, hätte ich wirklich nicht für möglich gehalten. Unter dem Fahrersitz befanden sich neben Krümeln und Laub auch einige ältere Pommes Frites, die bestimmt 2-3 Jahre alt gewesen waren. Unter dem Beifahrersitz fanden sich noch ein paar Münzen, unter anderem eine alte D-Mark-Münze. Kaum zu glauben, dass dieses Geldstück seit mindestens 18 Jahren unter dem Sitz lag! Dieser Fund aus einer anderen Zeit hat dann alle erstaunt – erstens aus dem Grund, dass seit knapp 20 Jahren nicht mehr unter dem Sitz saubergemacht worden ist und zweitens, weil dieser Fund verdeutlicht, dass der Polo II viel mehr als einfach nur ein Auto ist. Im Auto fanden sich auch einige Aufschriften mit „Made in West Germany“. Der Polo II ist ein zeitgeschichtlicher Gegenstand aus einer Zeit, in der eine Dose Cola noch 30 Pfennig gekostet hat, in der die Wiedervereinigung nur wenige Jahre zurücklag und es den Euro in Europa noch nicht gab. Dieser Fund führte mir noch einmal vor Augen, dass mein Auto wirklich ein historisches Fahrzeug ist. Genau das ist es, was ihn so besonders macht und ihn auszeichnet in einer Gegenwart, in der per App und Handy bezahlt werden kann und in der eine technische Neuerung die nächste jagt.

1 Deutsche Mark im VW Polo II

Eine Deutsche Mark hat sich im Innenraum des VW Polo II versteckt.

Als ich den Polo II damals mit meinem Bruder zusammen für knapp 100€ gekauft habe, war er für mich in erster Linie ein günstiges Fortbewegungsmittel. Der wahre Wert des Wagens, nämlich der ideelle Wert, wurde mir aber sehr schnell bewusst. Spätestens der Fund der D-Mark-Münze hat mich dann auch des historischen Wertes des Autos bewusst werden lassen. Denke ich nun an den Moment zurück, in dem ich den Polo II damals bei der ersten Besichtung unter all dem Laub und dem Moos an den Reifen gesehen habe, wird mir klar, dass der Wert eines Gegenstandes oft nicht auf den ersten und zweiten Blick ersichtlich ist. Ich kann nur jeden dazu ermutigen, den alten Golf der Oma, den geliebten ersten eigenen Wagen oder den Youngtimer aus dem Gebrauchtwagenhandel zu erhalten und zu pflegen, denn sie sind historische Fahrzeuge, deren Wert nicht mit dem eines Neuwagens aufzuwiegen ist.

Mein alter Polo II fährt nun mittlerweile auf den Straßen Münchens umher, ab und zu unternehmen meine Schwester und ihr Freund eine Ausfahrt in die Alpen oder die Umgebung. Die beiden haben sich auch Hals über Kopf in den Wagen verliebt und genießen seinen Charme und jede Fahrt mit. Und ich? Ich freue mich darüber, dass der Polo noch weiterhin fährt und in der Familie geblieben ist, im Stillen aber hoffe ich, den Wagen eines Tages von den beiden wieder zurückkaufen zu können.