30.12.2019

Das Oldtimer-Kennzeichen: Alles, was Sie wissen müssen

1997 wurde in Deutschland das spezielle "H"-Kennzeichen für Oldtimer eingeführt. Es gibt auch die rote Variable "07"-Platte, die temporär (z. B. für Rallyes) an verschiedenen Autos verwendet werden kann. Was sie genau sind, wie sie und ihre Vorteile genutzt werden, wird im Folgenden erläutert.

Für viele Fans und Eigentümer der beliebten Kfz-Klassiker ist eine Oldtimer-Zulassung essentiell. Bei Online-Auktionen oder Inseraten ist sie oftmals sogar kaufentscheidend. Dafür gibt es drei Gründe:

  • Oldtimer sind Statussymbole.
    Wer einen Oldtimer sein Eigen nennt, besitzt laut Gesetz ein „kraftfahrzeugtechnisches Kulturgut“. Dabei handelt es sich um Fahrzeuge, die trotz ihres Alters in einem erhaltenswerten Zustand sind. Auf offiziellen Anlässen sind Oldtimer häufig ein fester Bestandteil.
  • Die Steuer- und Versicherungsbeiträge sind wegen eingeschränkter Nutzung vergünstigt.
    Wird dein Pkw oder Lkw zum Oldtimer eingestuft, zahlst du jährlich nur 191 € Steuern, für dein Oldtimer-Motorrad sogar nur 46 € im Jahr. Viele Haftpflichtversicherungen bieten zudem vergünstigte Beiträge für Oldtimer. Allerdings dürfen historische Fahrzeuge nur eingeschränkt genutzt werden, ein Alltagsgebrauch ist unzulässig.
  • Oldtimer sind von der Umweltplakette befreit.
    Nicht viele der älteren Kfz-Vertreter dürfen ohne Weiteres sämtliche Umweltzonen befahren. Mit einem Oldtimer-Kennzeichen ist das aber auch ohne Umweltplakette möglich.
BMW Oldtimer

Außerdem profitieren Oldtimer-Inhaber von einer riesigen Community, deren Mitglieder sich sowohl in Vereinen als auch in Online-Foren austauschen. So kannst du dich auch als Oldtimer-Neuling wichtiger Informationen bedienen. Beliebt sind auch die zahlreichen Oldtimer-Treffen, auf denen sich begeisterte Nostalgiker gegenseitig ihre Fahrzeuge präsentieren.

Anforderungen an einen Oldtimer für ein H-Kennzeichen

Bevor du dich mit deinem Kfz auf den Weg zur Zulassungsbehörde machen, sollte dein Fahrzeug einige grundsätzliche Anforderungen erfüllen:

Mercedes Oldtimer
  • Das Kfz ist mindestens 30 Jahre alt.
    Ein Oldtimer-Kennzeichen bekommen nur Fahrzeuge, die 30 Jahre alt oder älter sind. Das bedeutet, dass die Erstzulassung des Fahrzeugs mindestens 30 Jahre her sein muss. Ausnahmen von dieser Regel gibt es nur bei extrem seltenen Modellen.
  • Das Kfz ist in einem guten und weitestgehend originalen Zustand.
    Für die Zulassung zum Oldtimer muss sich dein Fahrzeug in einem originalgetreuen Zustand befinden. Dazu gehören nicht nur originale Bauteile wie Motor oder Kupplung, sondern auch ein zeitgenössisches Erscheinungsbild. Die Faustregel: Dein Kfz sollte idealerweise so aussehen, als wäre es direkt seiner Entstehungszeit entsprungen.
  • Das Kfz ist in einem technisch einwandfreien Zustand.
    Damit du mit deinem Oldtimer keine Gefahr für dich und deine Mitmenschen darstellst, sollten sämtliche technischen Bauteile einwandfrei funktionieren. Auch tragende Teile sollten rostfrei und in gutem Zustand sein.

Mehr Informationen zu diesem Thema erhälst du im aktuellen Anforderungskatalog der Oldtimerrichtlinien und in den offiziellen Arbeitsanweisungen für Prüfer auf oldtimer-markt.de.

So kommst du am einfachsten an dein Oldtimer-Kennzeichen: Tipps & Tricks

Manchmal entscheiden Kleinigkeiten darüber, ob dein Fahrzeug eine Zulassung zum Oldtimer erhält oder nicht. Damit du möglichst gut vorbereitet bei der Zulassungsstelle ankommen, haben wir die wichtigsten Tipps & Tricks in einer Checklist zusammengestellt.

  • Dokumentiere jede Reparatur und / oder Restauration.
    Ein Oldtimer darf nur mit originalen oder originalgetreuen Ersatzteilen repariert und restauriert werden. Wenn du sämtliche Arbeiten an deinem Fahrzeug mit Rechnungen und Fotos dokumentierst, kannst du die technische Untersuchung beschleunigen. Denn durch die Dokumentation erhält der Prüfer einen Beleg dafür, dass sich dein Fahrzeug in originalgetreuem Zustand befindet.
  • Achte auf eine zeitgenössische Lackierung.
    Die Frage nach der zeitgenössischen Lackierung ist nur schwer zu beantworten, weil die Richtlinien in diesem Punkt sehr ungenau formuliert sind. Lieber im Vintage-Look mit Patina oder frisch lackiert mit glänzendem Chromrahmen? Als Faustregel gilt: solange der Wagen noch wie ein Oldtimer aussieht, bleibt die Wahl der Lackierung weitestgehend dir überlassen.
  • Vermeide erkennbare technische Neuerungen im Innenraum.
    Wenn du zum Beispiel ein neuwertiges Radio einbaust, achte darauf, dass es sich in das zeitgenössische Cockpit einfügt. Gleiches gilt für frische Sitzbezüge oder sonstige Restaurationen im Innenraum. Tabu sind fest installierte Navigationsgeräte und andere technische Neuerungen, die kein zeitgenössisches Aussehen haben.
  • Umbau oder Tuning sind nur zulässig, wenn es zeitgenössische Belege dafür gibt.
    Änderungen an deinem Fahrzeug darfst du nur dann vornehmen, wenn diese auch schon damals angeboten wurden. Selbstverständlich darfst du Umbauten nur mit zeitgenössischem Zubehör durchführen. Auch neue Scheinwerfer müssen dem Original-Typ oder zeitgenössischen Alternativen entsprechen.
  • Sammele altes Bildmaterial zu deinem Oldtimer-Modell.
    Manchmal ist unklar, ob es sich bei dem untersuchten Fahrzeug um einen Oldtimer handelt oder nicht. Indem du alte Reportagen oder anderes Bildmaterial zu deinem Fahrzeug vorlegst, kannst du den Untersuchungsprozess beschleunigen. Viele Oldtimer-Foren und Vereine bieten eine umfangreiche Sammlung solcher Dokumente an.

Die Anforderungen für eine Oldtimer-Zulassung sind sehr komplex und für Einsteiger oft nicht leicht zu durchblicken. Solltest du daher noch offene Fragen haben, empfehlen wir, einen Experten aufzusuchen.

Das Oldtimer-Gutachten: So läuft die Untersuchung ab

Auf der Zulassungsstelle entscheidet sich, ob dein Wagen ein Oldtimer-Gutachten erhält oder nicht. Der Untersuchungsprozess gliedert sich in zwei Teile. Zuerst muss ein Vollgutachten überprüft oder erstellt werden. Danach wird untersucht, ob das Kfz die Anforderungen eines Oldtimers erfüllt.

Das Vollgutachten

Jedes Kfz braucht ein Vollgutachten, damit es am Verkehr teilnehmen darf. Idealerweise hat dein Wagen bereits ein Vollgutachten, wenn du ihn zur Zulassungsbehörde bringst. In folgenden Fällen muss jedoch eine Hauptuntersuchung (HU) durchgeführt werden, bevor das Kfz für eine Oldtimer-Zulassung infrage kommt:

  • Du habst keine gültigen Papiere für das Fahrzeug
  • Das Kfz ist seit mehr als 7 Jahren stillgelegt
  • Es existiert keine Typengenehmigung der europäischen Gemeinschaft
  • Das Kfz ist aus Nicht-EU-Ländern eingeführt worden

Genauere Informationen zum Ablauf der HU kannst du folgendem Video entnehmen:

Das Oldtimer-Gutachten

Mit einem Oldtimer-Gutachten darf dein Kfz ein Oldtimer-Kennzeichen tragen. Die Untersuchung läuft wie folgt ab:

  1. Identifikation des Fahrzeugs
    Zuerst muss der Prüfer feststellen, um welches Kfz-Modell es sich handelt. Dazu benötigt er entweder die Fahrzeugidentifikationsnummer (FIN), die Teileprüfnummer (TP-Nummer) oder die Motornummer. Mithilfe einer Online-Datenbank wird dann abgeglichen, ob das Kfz dort als Oldtimer eingetragen ist.
  2. Technische Untersuchung
    Danach findet die technische Untersuchung statt. Hier untersucht der Prüfer, ob das Kfz aus Originalteilen besteht und funktionsfähig ist. Auch das zeitgenössische Aussehen wird hier berücksichtigt.
  3. Ausstellung des Prüfberichts
    Mit einer Online-Datenbank wird nun überprüft, ob die technischen Werte deines Kfz mit den offiziellen Werten übereinstimmen. Danach erhälst du den Prüfbericht. Dort sind die Ergebnisse der Untersuchung für dich festgehalten. Im Idealfall erhälst du außerdem ein Oldtimer-Gutachten dazu, mit dem du dein Fahrzeug zulassen kannst.

Zulassungsmöglichkeiten: Das H-Kennzeichen und das rote 07’er-Kennzeichen

Derzeit gibt es zwei Arten von Oldtimer-Kennzeichen. Diese erfüllen jeweils unterschiedliche Anforderungen. Welches am besten zu deinem Bedürfnissen passt, erfährst du in der folgenden TAbelle.

Die Unterschiede im Überblick: H-Kennzeichen vs. rotes Wechselkennzeichen

Das H-Kennzeichen

Das rote 07’er-Kennzeichen

Nur für ein Kfz zulässig

Für mehrere Kfz verwendbar

Kaum Nutzungseinschränkungen

Alltagsgebrauch und öffentliches Parken verboten

Regelmäßige Hauptuntersuchung nötig

Regelmäßige Hauptuntersuchung entfällt

Info Icon

Oldtimer sind keine Alltagsfahrzeuge! 

Historische Fahrzeuge dienen dem Erhalt automobilen Kulturguts. Dementsprechend dürfen Oldtimer nur eingeschränkt im Alltag gebraucht werden. Du benötigst daher ein angemeldetes Alltagsfahrzeug, bevor du einen Oldtimer zulassen kannst.

Das H-Kennzeichen: Für Privatnutzer

Im Grunde verhält sich das H-Kennzeichen wie ein normales Kfz-Kennzeichen, das nur an einem Fahrzeug verwendet werden darf. Somit ist es auch unerlässlich, dass du regelmäßig eine Hauptuntersuchung durchführen lässt.

H-Kennzeichen

Mit einem H-Kennzeichen profitierst du von einem geringen Steuersatz und häufig einer vergünstigten Haftpflichtversicherung. Zudem darfst du mit einem H-Kennzeichen in Deutschland auch ohne Plakette alle Umweltzonen befahren. Da historische Fahrzeuge nicht für den Alltagsgebrauch gedacht sind, benötigst du für die Zulassung eines H-Kennzeichens ein bereits angemeldetes Alltagsfahrzeug.

Das rote 07’er-Kennzeichen: Für Sammler

Du besitzt eine Sammlung, die mehrere Oldtimer umfasst? Dann könnte das rote Wechselkennzeichen interessant für dich sein. Dieses Kennzeichen darf nämlich für mehrere Fahrzeuge verwendet werden, solange deren Daten in dem dazugehörigen Fahrzeugscheinheft eingetragen sind. Auch die regelmäßige Hauptuntersuchung entfällt in den meisten Fällen.

Rotes 07 Kennzeichen

Obwohl du mit dem roten 07’er-Kennzeichen so viele Oldtimer-Fahrzeuge fahren kannst, wiedu willst, zahlst Du Steuern für lediglich ein Kfz – nämlich für dasjenige mit dem höchsten Steuersatz. Dem H-Kennzeichen entsprechend dürfst du auch mit dem roten Kennzeichen in Deutschland alle Umweltzonen befahren.

Allerdings ist die Nutzung des Wechselkennzeichens stark eingeschränkt:

  • Der Alltagsgebrauch ist unzulässig.
    Das rote 07’er-Kennzeichen darf nur benutzt werden, um das Kfz auf Rallyes oder Oldtimer-Treffen zu befördern. Erlaubt sind außerdem „Probe- und Prüfungsfahrten sowie Fahrten zum Zwecke der Reparatur und Wartung“. Hierzu muss ein Fahrtenbuch geführt werden.
  • Öffentliches Parken ist verboten.
    Kfz mit roter Wechselnummer dürfen nicht auf öffentlichen Parkplätzen abgestellt werden. Es ist daher hilfreich, wenn du Zugang zu Privatgelände habst, auf dem du deine Oldtimer abstellen kannst.