30.12.2020

Die BBE Classic-Studie 2020: Der Markt wächst!

Am 07.12 wurde die aktualisierte BBE Classic-Studie für 2020 veröffentlicht, die den Markt für Oldtimer und Youngtimer umfassend untersucht hat. Das Augenmerk wurde hierbei nicht nur auf die bloße Erfassung von Daten gelegt, sondern auf eine tiefgehende Analyse des Marktes, seines Wertvolumens sowie des Interesses der Bevölkerung an der Faszination Oldtimer. Wir haben uns für dich die ausführliche Studie angesehen und die wichtigsten Ergebnisse für dich herausgearbeitet.

Über BBE Automotive und die Classic-Studie

Die BBE Automotive GmbH ist eine Beratungsgesellschaft mit Sitz in Köln, die sich auf die Automobilbranche spezialisiert hat. In der ersten Studie 2013 wurde der “Wirtschaftsfaktor Old- und Youngtimer” erstmals untersucht und bewertet. Seitdem wurden die Ergebnisse 2014 und 2018 und nun mit der am 07.12.2020 erschienen Studie aktualisiert. Initiatoren und Partner der Studie sind der Verband der Automobilindustrie, der Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller, sowie der TÜV Rheinland, Oldtimer Markt, Bosch Classic und selbstverständlich auch der Gastgeber der diesjährigen Pressekonferenz zur Veröffentlichung der Studie: Die Motorworld Köln-Rheinland, die als Treffpunkt allen mit Benzin im Blut, den Besitzern von Oldtimern, Luxusautomobilen und Raritäten die Möglichkeit gibt, ihren Schatz anderen Automobil-Enthusiasten vorführen zu können.

Mit ihrem Angebot an spezialisierten Werkstätten vor Ort, ausgewählter Gastronomie und regelmäßigen Events, die eine Pflichtveranstaltung für jeden Fan von lauten Motoren, Benzinduft, historischen Fahrzeugen und Supercars sind, bietet die Motorworld mit ihren weiteren Standorten in der Region Stuttgart und bald auch in München, Herten und auf Mallorca der Faszination und dem Hobby Automobil einen Ort zum Aus- und Erleben – unvergessliche Erinnerungen garantiert.

Classic Studie Young- und Oldtimer 2020: Marktanteile

In der aktuellen Studie wurde der Markt intensiv auf Entwicklung, Bestandsbewertung, Nachfrage, regionale Unterschiede sowie den Handel und spezialisierte Werkstätten untersucht und analysiert - wir stellen dir die wichtigsten Ergebnisse vor.

Der Bestand an Oldtimern wächst von Jahr zu Jahr stetig an. Dieses Jahr im Vergleich zu 2019 um 13,2%. Ab 01.01.2020 waren in Deutschland 857.044 Fahrzeuge von 30 Jahren oder älter zugelassen, wovon 526.020 ein H-Kennzeichen besitzen, 200.000 eine normale Zulassung oder ein 07er-Kennzeichen. Bei den Youngtimern waren es ca. 8,6 Millionen Fahrzeuge, von denen ungefähr 7 Millionen im Alltag als Fortbewegungsmittel genutzt werden. Die Zahl von Youngtimern, die ein fast sicheres Potenzial zum Oldtimer haben, beträgt 600.000. Die Zahl derer, die als Freizeit- und Liebhaberauto gefahren werden und eine gewisse Chance haben, Oldtimer zu werden, beträgt 1 Millionen. Von dieser großen Anzahl an Youngtimern schaffen es jährlich nur ungefähr 70.000 Fahrzeuge, zum Oldtimer zu werden.

Der Classic-Kernmarkt (Fahrzeuge, die 20 Jahre oder älter sind) von Fahrzeugen mit Oldtimer-Klassifikation oder guten Chancen darauf beträgt demnach rund 2,5 Millionen Fahrzeuge. Der Gesamtanteil an zugelassenen Oldtimern im deutschen Straßenverkehr beträgt lediglich 1,8%, der Anteil derer mit H-Kennzeichen an der Gesamtzahl der Oldtimer in Deutschland beträgt 51%, ihr Wert wird auf knapp 12,1 Milliarden Euro geschätzt. Dazu kommen noch die Oldtimer ohne H-kennzeichen mit einem Anteil von 15% und einem geschätzten Wert von 3,5 Milliarden Euro und jene ohne Zulassung, die sich in Sammlungen, Museen oder der Restaurationen befinden, mit einem Wert von ca. 8 Milliarden Euro und einem Anteil von 34%. Der Durchschnittswert der Oldtimer mit H-Kennzeichen, also von 51% aller Oldtimer, beträgt 23.000€. Von allen zugelassenen Oldtimern besitzen 41% einen Wert von 10.000€, weitere 51% einen Wert zwischen 10.000 und 50.000€. Nur 8% haben einen Wert von mehr als 50.000€. Aufs Ganze betrachtet haben 92% aller Fahrzeuge 62% des Wertvolumens.

Am Gesamtwert hat Mercedes-Benz mit 23% den größten Anteil, dicht gefolgt von Porsche mit 19% und VW mit 13%. Den vierten Platz belegt BMW mit 6%, gefolgt von Ferrari auf dem fünften Platz mit 4%.

Auch interessant: Im Schnitt werden die Oldtimer jährlich nur 1.700 km bewegt.

Mercedes Spielzeugauto

Mercedes-Benz Autos sind bei Groß und Klein sehr beliebt und machen den größten Teil der Oldtimer in Deutschland aus.

Personen unter 30 Jahren sind die größten Oldtimer-Fans

In der Studie wurden nicht nur die Marktanteile und Werte der Fahrzeuge unter die Lupe genommen, auch die Bevölkerung wurde befragt, wie sie zu Oldtimern stehen: Die Ergebnisse sind nicht überraschend.

Etwa 40% der Bevölkerung hat generell Spaß beim Autofahren und verbindet mit dem Auto Freiheit und Positivem, 12% sind sogar Auto-Enthusiasten. Wer kennt es nicht, beim Spaziergang durch die Stadt drehen sich fast alle Passanten plötzlich um, schauen gebannt und machen Fotos, der Grund: Ein Oldtimer in seiner ganzen Pracht und Schönheit fährt anmutig vorbei und versprüht den Duft von Vergangenheit, Automobilgeschichte und warmen Erinnerungen an die Kindheit. Geht es dir genauso? Dann gehörst du zu den 43% der Bevölkerung, bei denen Oldtimer positive Gefühle wecken. Viele sehen in ihnen den Erhalt historischer Technik und finden, dass sie etwas besonderes sind und Charme haben. Das Interesse am Besitz eines Oldtimers ist bei den unter-30-Jährigen mit 23% sogar am höchsten im Vergleich zu den 18% zwischen 30-44, den 19% zwischen 45-59 und den 12% der 60-Jährigen oder älteren. Die Prognose für die Zukunft ist also durchweg positiv.

Der Markt wächst, vor allem bei den Youngtimern

Der Oldtimer-Markt hat sich vor allem in den letzten Jahren sehr stark verändert, da die Volumenmodelle der 1990er-Jahre nun langsam die Grenze zum Oldtimer erreichen. Es schaffen also immer mehr Alltagsfahrzeuge den Sprung in das Oldtimer-Segment. Beispiele hierfür sind der Mercedes-Benz W124, der 3er BMW oder der Golf II. Hinzu kommt, dass diese schon- oder fast-Oldtimer nicht unbedingt mit vielen Emotionen verbunden werden, das Marktvolumen aber deutlich vergrößern.

Der signifikanteste Zuwachs ist bei den 20-29 Jahre alten Fahrzeugen festzustellen. Ihr Anteil am Gesamtbestand von 47,7 Millionen (davon 41,21 Millionen jünger als 15 Jahre) zugelassener Fahrzeuge in Deutschland beträgt mit 2,99 Millionen Autos gerade einmal 6,3%. Im Vergleich zum Vorjahr stieg er jedoch um ganze 10,7%! Der Bestand aller Youngtimer von 15-29 Jahren stieg lediglich um 3,2%. Obwohl der Bestand von Oldtimern wie bereits erwähnt um 13% anstieg, wächst die Zahl der H-Kennzeichen nicht, sie ist sogar im Vergleich zu 2019 von 63% auf 61% gesunken.

Deutsche Modelle und Marken herrschen vor

Wie nicht anders zu erwarten sind deutsche Marken vorherrschend bei den Old- und Youngtimern. Vom Gesamtbestand aller fallen 43% auf Mercedes-Benz und VW, 6% auf Opel. Ein knappes Viertel aller H-Kennzeichen sind Mercedes-Benz-Fahrzeuge, 24% genauer gesagt. Kleinwagen wie der Trabbi, Corsa oder Polo haben nur selten ein H-Kennzeichen. Die amerikanischen Fahrzeuge, die einen äußerst geringen Teil der Oldtimer ausmachen, haben eine hohe Quote von H-Kennzeichen. Die drei Häufigsten Oldtimer - Käfer, Golf und VW-Bus – stammen allesamt von VW. In den Startlöchern zum Oldtimer befinden sich mit einer Anzahl von 869.000 fast 1 Millionen Golf, von denen es aber nur wenige schaffen werden. Asiatische Fahrzeuge schaffen es bei den Youngtimern mit 11% auf den zweiten Platz, bei den Oldtimern sind es lediglich 3%. Die H-Kennzeichen-Quote bei den asiatischen Fahrzeugen liegt bei 32%.

Kaum ein Old- oder Youngtimer ist ein Diesel-Fahrzeug. Der Anteil bei den Oldtimern beträgt nur 5,4% - bei den Youngtimern sind es 6,1%. Der größte Anteil entfällt hierbei auf VW und Mercedes-Benz, wobei wiederum Geländewagen und Transporter bzw. Wohnmobile dominieren.

VW Käfer und Golf

Auch VW spielt ganz vorne mit. Beliebt sind vor allem der Käfer, Golf und VW-Bus.

Regionale Unterschiede

Auf die einzelnen Bundesländer betrachtet haben die nordwestdeutschen Stadtstaaten den höchsten Oldtimer-Anteil. Hamburg führt die Liste mit 2,25% an. Direkt dahinter liegt Bremen mit 2,18%. Hessen belegt mit 1,96% den dritten Platz, gefolgt von Baden-Württemberg mit einem Anteil von 1,92%, NRW mit 1,89% und Bayern mit 1,85%. Der Anteil sinkt von Bundesland zu Bundesland relativ gleichmäßig. Auffällig ist ein niedriger Anteil der neuen Bundesländer. Sachsen führt die letzten Plätze mit 1,44% an. Es folgen Thüringen mit 1,41% und Sachsen-Anhalt mit 1,35%. Besonders niedrig ist der Wert beim Schlusslicht Mecklenburg-Vorpommern, der Anteil liegt dort nur bei 1,17%.

Diese regionalen Unterschiede sind durchaus erklärbar: Die Stadtstaaten führen die Liste an aufgrund ihrer geringen Größe und den demographischen Besonderheiten als regionale Ballungszentren für Besser-Verdiener, Wirtschaft und Finanzwesen. Ihnen folgen die bevölkerungsreichsten Bundesländern, die gleichzeitig auch die wirtschaftlich stärksten in Deutschland sind. Die neuen Bundesländer im Osten befinden sich, historisch erklärbar, am Ende der Liste.

Die Oldtimer-Quote bei den Landkreisen weist eine deutliche Häufung im Münchener-, Frankfurter- und Düsseldorfer Umland auf. Die kaufkraftstärksten Gebiete führen diese Liste mit Grünwald bei München (5,5%) an, Bad-Pyrmont (4,5%) und Rottach-Egern am Tegernsee (4,4%) belegen den zweiten und dritten Platz.

Liegt das Augenmerk der Quote auf den Postleitzahlen, so sind Stadtteile von Hamburg auf Platz 1, 3,4 und 8. Ein Stadtteil von Düsseldorf auf dem zweiten Platz und Grünwald auf dem fünften, gefolgt von Heidelberg auf dem sechsten Platz und einem Münchener Stadtteil auf dem siebten.

Bei den Youngtimern lässt sich keine besondere Struktur hinsichtlich der Verteilung nach Landkreis, Bundesland oder Kaufkraft feststellen.

Ausblick

Die Ergebnisse der Studien verdeutlichen, dass der Markt im Wachstum begriffen ist und sich darüber hinaus dynamisch verändert. Gerade die Youngtimer sorgen für Bewegung in den Statistiken. Die ausführliche Analyse des Marktes hat leider auch die Probleme und Schwachstellen des Marktes erfasst: Es mangelt an Werkstätten und Fachpersonal. Auch die Corona-Pandemie hat ihre negativen Auswirkungen auf die Branche gehabt. Bei vielen Betrieben sind die Umsätze dieses Jahr zurückgegangen. Nach der Retro Classics in Stuttgart mussten alle für dieses Jahr geplanten Messen abgesagt werden, Probleme gab und gibt es auch bei der Teileverfügbarkeit für seltene Modelle – und genau bei diesem Problem sehen wir von Retromotion uns zuständig. Mit unserem umfangreichen Portfolio von über 40.000 verfügbaren Ersatzteilen und der Möglichkeit, nicht auffindbare Teile nachzufertigen, möchten wir es dir und dem stetig wachsenden Markt von Oldtimern und Youngtimern erleichtern, vom dringend benötigten Ersatzteil bis hin zu speziell für klassische Fahrzeuge entwickelten Pflegeprodukten alles verfügbar zu machen, was du für die Instandhaltung deines Old- oder Youngtimers sowie der Erfüllung deiner Leidenschaft benötigst.

Bemerkenswertes Ergebnis dieser Studie ist aber auch, dass 41% aller Oldtimer einen Wert von unter 10.000€ besitzen. Das wiederum zeigt, dass der Traum, einen Oldtimer zu besitzen nicht unbedingt ein so teures Hobby ist, wie 60% der Bevölkerung denken, sondern auch für jedermann und jederfrau erreichbar ist.