02.01.2023

Opel Ascona 19 SR – Der kleine Bruder des Manta

Als Klassiker, der vor allem unter Opel-Freunden als zuverlässiges Auto gilt und daher durchaus das Potenzial zum Oldtimer hat, wurde der Opel Ascona 19 SR lange vom Manta überschattet. Zeit, dieses Kultauto endlich von seinem angestaubten Image zu befreien.

Behände und zuverlässig

Oft wird der Ascona 19 SR von Opel zu Unrecht mit dem Kadett verwechselt oder muss sich gegen den Manta behaupten. Das wird dem Ascona 19 SR jedoch nicht gerecht. Denn dieses familienfreundliche Auto hat viel mehr zu bieten, als es auf den ersten Blick den Anschein haben mag. Schließlich zählte der Ascona, der seit 1970 produziert wurde, in den 1970er und 1980er Jahren nicht ohne Grund zu den erfolgreichsten Modellen von Opel. Benannt wurde der Mittelklassewagen nach einem Dorf am Lago Maggiore, das vor allem für seine mediterrane Architektur bekannt ist. Bereits in den 1950er Jahren wurden einige Modelle des Rekord P1 unter dem Namen Ascona vermarktet, und in den 1960er Jahren gab es in der Schweiz ein Sondermodell des Kadett B, das auch als Ascona geführt wurde. Menschen, die den Ascona mit dem Kadett verwechseln, liegen daher gar nicht einmal so falsch: Zwar ist der Ascona nie ein Kadett gewesen, doch er hätte im Rahmen seiner Entwicklung ein Kadett C werden sollen. Erst, als Opel die Lücke zwischen Kadett und Rekord erkannte, wurde die Modellentwicklung angepasst. Das Ergebnis war die neue Modellreihe des Ascona, wie wir ihn heute kennen und lieben.

Der Opel Ascona A.
Bildrechte:

Der Opel Ascona A.

Zuverlässige Natur und geringe Unterhaltskosten

Obwohl die Bezeichnung Ascona bereits in den 1950er und 1960er Jahren die Runde machte, wurde ein eigenständiges Modell dieses Namens erst 1970 ins Leben gerufen. Die erste Baureihe, die unter der Bezeichnung Ascona A bekannt war, wurde zwischen 1970 und 1975 in Bochum produziert. In dieser Zeit baute Opel mehr als 690.000 Asconas. Als Nachfolger des Olympia A war der Mittelklassewagen wahlweise als Kombi oder als Limousine erhältlich. Während seines Bauzeitraums wurde er mit unterschiedlichen Ottomotoren ausgestattet – darunter ein 1,2-l-Vierzylindermotor mit 60 PS und ein 1,9-l-Vierzylindermotor mit 90 PS. Ab 1971 folgte der Ascona B, der nur noch als Limousine mit Diesel- oder Benzinmotor verfügbar war. Diese Kultautos brachten es auf bis zu 120 PS. Kein Wunder, dass dieses Modell auch bei Autorennen eingesetzt wurde, so beispielsweise der Ascona 400. Zahlreiche Neuerungen brachte der Ascona C mit sich, der ab 1981 produziert wurde: Neu war bei dieser Variante vor allem der Frontantrieb, der noch nie zuvor in der Mittelklasse verwendet worden war. Hier konnten die Kunden zwischen einer Ausstattung als Limousine, als Cabriolet oder als Kombilimousine mit zwei, vier oder fünf Türen wählen. Die maximale Leistung belief sich nun auf 130 PS. Zudem war auch der Ascona C in zahlreichen Sondervarianten erhältlich – darunter als Sprint, Jubilee und Touring. 1988 wurde der Ascona schließlich vom Vectra abgelöst. Insgesamt wurden mehr als 1,7 Millionen Fahrzeuge verkauft.

Dieser Opel Ascona 400 gewann 1983 die Safari Rally.
Bildrechte:

Dieser Opel Ascona 400 gewann 1983 die Safari Rally.

Robust und sportlich

Der Ascona 19 SR ist vielleicht kein Überflieger – aber er beweist, dass Opel mit Sportlichkeit zu punkten weiß. In den Fahreigenschaften steht er technisch anspruchsvolleren Spitzenreitern in nichts nach. Allein in der Leistung kann er nicht mithalten: Sein 1,9-Liter-Motor ist zwar robust, aber nicht für rasante Höhenflüge gedacht. Genau das macht auf der anderen Seite aber auch seine Stärke aus: So besticht der Ascona 19 SR durch seine zuverlässige Natur und seine geringen Unterhaltskosten. Er springt besser an als vergleichbare Modelle und bleibt seltener mit einem Defekt liegen. Technisch präsentiert sich der Ascona 19 SR fast wie ein Zwilling des Manta – einige Details, so beispielsweise die starre Hinterachse und ein Teil der Motoren, hat er aber auch vom Kadett B übernommen. Die Vorderachse mit unteren Querlenkern und oberen Dreiecksquerlenkern ist allerdings neu. Optisch ähnelt der Ascona 19 SR stark seinem Vorgänger, weiß aber mit Neuerungen wie einem veränderten Frontgrill, Heckleuchten und einem neuen Frontscheinwerfer zu glänzen. Stahlfelgen, Lederlenkrad, Drehzahlmesser und Zusatzinstrumente tun ihr Übriges, um den Ascona 19 SR von seinem Vorgänger und Nachfolger abzuheben. Kein Wunder, dass er bis zum Ende der Produktion angeboten wurde.

Heute so schön wie damals: der Opel Ascona 19 SR.
Bildrechte:

nakhon100, Opel Ascona SR19 (4632079821), CC BY 2.0

Heute so schön wie damals: der Opel Ascona 19 SR.

Reparaturfreundliche Technik und geräuscharme Leistung

Auch Jahrzehnte später fühlt der Opel Ascona 19 SR sich noch behände und zuverlässig an. Es versteht sich zwar von selbst, dass die geräuscharmen 90 PS nicht für rasante Höhenflüge sorgen – aber sie schaffen es, den Mittelklassewagen ohne Schwierigkeiten durch den Verkehr zu schieben. Kurven nimmt der Ascona 19 SR problemlos und auch Bremsmanöver laufen stressfrei ab. Das Highlight aber ist die Bedienung, die wirklich jedem auf Anhieb gelingt. Was die Modellpflege angeht, so ist die reparaturfreundliche Ausstattung ein absoluter Vorteil: Das kurze Heck und die lange Motorhaube machen sowohl kleine als auch große Verbesserungen ohne Probleme möglich. Der Ascona 19 SR ist das, was die Amerikaner liebevoll als „time capsule“ bezeichnen: ein Kultauto, das dich wie Marty McFly auf eine Reise zurück in die Vergangenheit mitnimmt. Selbst das Radio stammt noch aus den 1970er Jahren und hat das vertraute, leichte Rauschen alter Autoradios – perfekt für all jene, die sich einen Oldtimer der besonderen Art wünschen. Besonders am Ascona 19 SR ist auch die Tatsache, dass er lange vom Manta überschattet wurde, was schon einmal den Vorteil mit sich bringt, dass es zwar zahlreiche Manta-, aber keine Asconawitze gibt. Mit seinem eleganten Vinyldach und seiner einzigartigen Metalliclackierung lässt der Mittelklassewagen die 1970er Jahre wieder aufleben und wird ohne jeden Zweifel so manchem Betrachter ein Lächeln auf die Lippen zaubern.