30.09.2020

Der 92er VW Corrado von Neel Stolley

Es ist mal wieder an der Zeit für ganz große Gefühle. Auf Facebook haben wir euch vor kurzem dazu aufgerufen, uns die Geschichte von euch und eurem Oldtimer zu erzählen, und Neel hat hierbei die Herzen unserer Community praktisch im Sturm erobert. Wir haben mit ihm gesprochen und erzählen euch heute die ganze Story von ihm und seinem VW Corrado.

Die Geschichte von Neel und seinem 92er Corrado begann im Jahr 2014. Neel war damals auf der Suche nach einem neuen Wagen und stieß in Zarrentin, Mecklenburg-Vorpommern, auf das Auto, das sein Herz erobern sollte. Der Verkäufer, ein junger Mann, musste seinen Corrado abgeben, da er Nachwuchs erwartete und ein Sportcoupé als Familienauto ungeeignet schien. Im Nachhinein großes Glück für Neel.

Der VW Corrado

Das Sportcoupé wurde zwischen 1988 und 1995 gebaut und war ursprünglich als Scirocco III geplant und sollte der Nachfolger des Scirocco II werden. Der Name leitet sich von spanisch “correr” für “laufen” ab. Eine Besonderheit ist der sich bei 120 km/h automatisch ausfahrende und bei 20 km/h automatisch einfahrende Heckspoiler, was in ähnlicher Form wenige Monate später auch beim Porsche 911 (Typ 964) vorgestellt wurde. Insgesamt liefen 97.521 VW Corrado bei der Karmann GmbH in Osnabrück, die als Auftragsfertiger für verschiedene Autobauer jahrzehntelang Fahrzeuge gefertigt hat, vom Band. Technisch gesehen ist er eine Mischung aus Golf II und III sowie dem Passat B3 und B4.

Zum Zeitpunkt des Kaufes hatte das rote Sportcoupé 172.000 km auf dem Tacho. Neels Freundin hatte sich damals in der Ausbildung zur KFZ-Mechatronikerin bei VW befunden, was ihm in diesem Moment und auch später oft zu Gute kam, denn er musste direkt nach dem Kauf das ABS-Steuergerät reparieren lassen. Das Ersatzteil kostete im Handel um die 800 Euro, eine teure Reparatur so kurz nach Fahrzeugkauf. Neel hat sich deshalb selbst auf die Suche nach dem passenden Ersatzteil begeben und ist schließlich auf einem Schrottplatz fündig geworden. Aus einem VW Passat 35i hat er das Teil selbst ausgebaut, Kostenpunkt: 35€. Auch bei allen anderen Reparaturen, die Neel vornehmen musste, unterstützte ihn seine Freundin, sobald er nicht weiterkam.

Bei Neels 92er Corrado ist das Logo von Karmann, eingelassen in die Mittelkonsole, vorhanden. Es verweist auf den Produktionsort der Corrados, die Wilhelm Karmann GmbH in Osnabrück, die zwischenzeitlich insolvent war und von VW übernommen wurde.

Ein Unfall, der fast zum Totalschaden führte

Für drei Jahre lief der Corrado super. Dann kam es 2017 zu einem Unfall, der den roten Flitzer fast auf den Schrottplatz gebracht hätte: Eine Dame ist in einem kurzen Moment der Unaufmerksamkeit in Neels am Straßenrand parkenden Corrado gefahren. „Sie hat ihn an den Rand des Totalschadens beschädigt“ erinnert sich Neel schmerzhaft. Der Schaden war riesig: Das linke Seitenteil musste komplett ersetzt werden, ebenso war ein neues Lenkgetriebe fällig. Auch die Hinterachse musste durch eine überholte VR6-Hinterachse von Neel ausgetauscht werden. Der Karosseriebauer, der Neel in dieser unsicheren und aufreibenden Zeit gerettet hat, heißt Jens Böhm, welcher eine Werkstatt in Heide, Dithmarschen betreibt. Neel beschreibt ihn als einen „super Typen mit einem Herz für Oldtimer“, der seinen VW Corrado wiederherstellen konnte und damit gerettet hat.

Eine Dame fuhr mit ihrem Wagen in den parkenden Corrado von Neel und verursachte nahezu einen Totalschaden.

Der Gesamtschaden des Unfalls belief sich auf ca. 10.000 €, die Beschaffung der Teile sowie die Reparatur hat 6 Wochen in Anspruch genommen. Aber auch im Laufe der Zeit hat Neel viel an seinem 92er VW Corrado gearbeitet und geschraubt. Er hat an seinem Wagen gelochte und geschlitzte Bremsscheiben verbaut, eine Friedrich Motorsport Abgasanlage ab Kat aus Edelstahl und die Sitze mit Schroth-Gurten ausgestattet. Der Wagen ist durch ein Eibach/Bilstein B12-Fahrwerk 30mm tiefergelegt und die Bereifung besteht aus Azev A-Rädern in 7,5x16 und 9x16 von 1994.

Innerhalb der letzten Jahre hat Neel einiges an seinem Wagen gebastelt. Er hat mittlerweile ein Wertgutachten der Stufe 2 und 230.000 Kilometer auf dem Tacho.

Seine Liebe als Tattoo

Ein paar Jahre bevor Neel den Wagen gekauft hat, hat der Vorbesitzer den Corrado neu lackieren und alle Gummidichtungen erneuern lassen, darüber hinaus ist der gesamte Wagen nach wie vor rostfrei. Mittlerweile musste Neel an der ein oder anderen Stelle schweißen, weshalb sein Flitzer heute nicht mehr als schweißfrei fährt. Seit 2014 hat haben die beiden zusammen knapp 60.000 km zurückgelegt – aktuell zeigt der Tacho 230.000 km Gesamtlaufleistung an. In den sechs Jahren, die er den Wagen nun schon besitzt, hat Neel sich in seinen 92er VW Corrado verliebt. Ein Leben ohne ihn kann er sich nicht mehr vorstellen und so hat er ihn auch in Form eines Tattoos unter seiner Haut verewigt.

Neel bedeutet sein Wagen so viel, dass er ihn als Tattoo unter der Haut trägt.

Wir bedanken uns bei Neel für das tolle Interview und die spannende Geschichte zu seinem fast-Oldtimer. Das gesamte Retromotion-Team wünscht Neel und seinem 92er VW Corrado allseits gute Fahrt und noch unzählige gemeinsame Kilometer. Wenn auch du einen Blogbeitrag über dich und deinen Oldtimer oder Youngtimer gewinnen möchtest, folge unserer Facebook-Seite und verpasse kein Gewinnspiel mehr.