11.10.2022

Käfer-Stories Teil 2: Luft kocht nicht, Luft friert nicht

Bis zum Jahr 2002 war er für lange Zeit das meistverkaufte Fahrzeug der Welt: Der VW Käfer. Dieser Kultwagen, zugleich der am häufigsten angemeldete Oldtimer deutschlandweit, ist wohl das bekannteste Automobil aller Zeiten. Ein Markenzeichen des Fahrzeugs ist sein Vierzylinder-Boxermotor.

Der Motor, der fast ein ganzes Unternehmen kollabieren ließ 

Auch heute noch ist der Käfermotor etwas Außergewöhnliches: Wenn man wusste, wie man damit umzugehen hatte, war der Vierzylinder-Boxermotor extrem zuverlässig. Für seine Zeit, munkeln manche, sogar so zuverlässig, sodass Volkswagen durch die unglaubliche Beständigkeit des Käfers beinahe keinen Umsatz mehr machte und das Unternehmen Bankrott zu gehen drohte.

VW Käfer mit offener Motorhaube auf einem Autotreffen

Der Käfermotor hatte durch seine Bauweise mehrere Vorteile gegenüber damaligen Reihenmotoren.

  • Boxermotoren haben eine flachere Bauform. 
    Die gegenüberliegenden Zylinder des Boxermotors machen ihn nicht nur kürzer, sondern auch flacher, wodurch es möglich ist, den Motor tiefer im Fahrzeug zu verbauen. Auf das Fahrverhalten kann sich das sehr positiv auswirken, weil der Schwerpunkt dadurch tiefer liegt.
  • Bauteile werden weniger stark beansprucht.
    Generell treten im Boxermotor weniger Spannungen und Schwingungen auf, wodurch die Lebenszeit der Bauteile sich erhöht. Eine Ausgleichswelle, wie sie bei manchen Reihenmotoren verwendet werden muss, ist nicht notwendig. Zusammen mit der allgemeinerweise kürzeren Kurbelwelle sind im Boxermotor also auch weniger rotierende Massen vorhanden.  

Der Unterschied zwischen Boxermotor und Reihenmotor

Im Gegensatz zum konventionellen Reihenmotor stehen sich die Zylinder im Boxermotor gegenüber. Dadurch heben sich die Massekräfte der Kolben auf, wodurch die Laufruhe erhöht wird. Allerdings benötigen Boxermotoren Ausgleichgewichte und mehr Bauteile, wodurch sie in der Regel schwerer sind und mehr Platz benötigen.

Erklärung Boxermotor und Reihenmotor

Eine weitere Besonderheit des Käfermotors ist, dass er nicht mit Wasser, sondern mit Luft gekühlt wird. Dies erfolgt durch ein Lüfterrad, welches über einen Keilriemen mit der Kurbelwelle verbunden ist. Das bedeutet: Je schneller der Käfer fährt, desto stärker wird er gekühlt – und umgekehrt. Dieses Kühlungssystem funktionierte zumindest damals wesentlich besser als das der wassergekühlten Konkurrenz, hat jedoch ebenfalls seine Grenzen. Spätestens, wenn man mit dem Käfer nach hochtouriger Autobahnfahrt in einem Stau landet, besteht Überhitzungsgefahr, trotz der im Motor verbauten Leitbleche, die die warme Luft nach außen befördern sollen.   

Mit dem Werbeslogan „Luft kocht nicht, Luft friert nicht“ bewies VW erneut den charakteristischen Humor, mit dem das Unternehmen den Käfer bewarb. Der Autohersteller hatte auch allen Grund, auf seinen Verkaufsschlager stolz zu sein: Das Fahrzeug war extrem zuverlässig, leistungsstark und beständig, wodurch es konkurrierenden Fahrzeugmodellen meilenweit überlegen war.  

VW Käfer Motor

Bis zum Ende der Produktion wurde der Käfermotor kaum verändert, man nahm lediglich Leistungsverbesserungen oder kleine Änderungen vor. So blieb dieses Meisterstück uns lange erhalten und wird es auch lange noch bleiben. Das charakteristische Sirren, Zirpen und Rauschen des Käfermotors, das viele Menschen lieben gelernt haben, kannst du im nachfolgenden Video noch einmal anhören.

Motorsound VW Käfer 1300