02.06.2021

Hallo, Oldtimer Opel Astra F!

Wir schreiben das Jahr 1991, der 1.FC Kaiserslautern wird Deutscher Fußballmeister, Ayrton Senna ist zum 3. Mal Formel-1 Weltmeister und ein ganz besonderes Fahrzeug betritt die internationale Fahrzeugbühne: der Opel Astra F. Der Nachfolger des Opel Kadett E räumte ordentlich Preise ab – 1992 den Irish Car of the Year Award und 1994 sowie 1995 gleich zwei Mal hintereinander den South African Car of the Year Award. Er stand sogar Modell für ein E-Mobility Concept Car, mit dem Opel bereits vor 30 Jahren an einer sauberen Zukunft forschte. Der Opel Astra F feiert dieses Jahr seinen 30. Geburtstag und wird Mitglied im Club der Oldtimer. Zu Feier des Tages haben wir für dich alles Interessante rund um den preisgekrönten 90er Star von Opel recherchiert.

Der Opel Astra F wurde von 1991 bis ins Jahr 2000 gebaut, war das sechste Modell der Opel Kadett-Reihe und der direkte Nachfolger des Opel Kadett E. Mit dem Opel Astra F wurde die traditionsreiche Modellbezeichnung „Kadett“ ersetzt, da in den 1990er Jahren Opel bei sämtlichen Modellwechseln die bisherigen Modellnamen durch Kunstnamen ersetzte, beispielsweise Vectra, Omega, Calibra und eben Astra. Hinter der Namensänderung steckte der Versuch, ein neues und positives Markenimage aufzubauen. In Umfragen wurde der Name Astra meist mit Technik und Raumfahrt verbunden.

Alle bisherigen Kadett-Modelle erhielten neben ihrem Modellnamen noch einen Buchstaben, der chronologisch fortgeführt wurde. Begonnen hatte das mit dem Opel Kadett A (1962-1965) und wurde fortgeführt über den Kadett B (1965 bis 1973), dem Kadett C (1973 bis 1979) und weiteren Modellen bis schließlich zum Kadett F, der nun Astra F getauft wurde. Der aktuelle Wagen der Reihe ist seit 2015 der Opel Astra K.

Der Opel Astra F hat berühmte und formschöne Vorfahren. Der Opel Kadett von 1936 ist der Ur-Astra.
Bildrechte:

Der Opel Astra F hat berühmte und formschöne Vorfahren. Der Opel Kadett von 1936 ist der Ur-Astra.

Die Kadett-Reihe: Automobil-Historie bis in die 30er Jahre

Der Ursprung des Kadetts und damit auch des Astra liegt noch in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg. Im Dezember 1936 wurde der allererste Kadett der Weltöffentlichkeit vorgestellt. Die Technik des Ur-Kadetts wurde geringfügig vom Olympia übernommen. Er verfügte über fortschrittliche Technologie: einen serienmäßigen Blinker und hydraulisch betätigte Trommelbremsen. Eine abgespeckte Version wurde 1938 als KJ 38 auf den Markt gebracht, um mit dem „KdF-Wagen“ von VW („Kraft durch Freude“), dem Vorgänger des Käfer, preislich konkurrieren zu können, was bei der damaligen NS-Führung nicht auf Wohlgefallen stieß. Bis heute sind diese Fahrzeuge gesuchte und seltene Oldtimer. 

Als Folge des Krieges konnte die Produktion des Kadett auch nach 1945 vorerst nicht wieder aufgenommen werden, da die Produktionsanlagen aus Berlin und Rüsselsheim als Reparationsleistungen nach Moskau gebracht worden sind, wo der Kadett in unveränderter Form bis Mitte der 50er als Moskwitsch-400 weitergebaut wurde. Das Opel-Werk in Bochum wurde 1960 für den Kadett A errichtet, mit dem die Geschichte des Modells bis heute ununterbrochen fortgeführt werden sollte.

Wegweisendes Innenraumdesign

Doch nun genug der Modellgeschichte, zurück zum Astra F. Der Rüsselsheimer Autobauer bot fünf verschiedene Benziner und einen Diesel an, wahlweise mit 1,4-, 1,6-, 1,8- und 2- Liter Vierzylinder. Er war ab August 1991 als fünftüriges Schrägheckmodell verfügbar, der fünftürige Caravan folgte dann im Oktober desselben Jahres. Die Geschichte des Astra F beginnt etwas holprig mit einer Rückrufaktion wegen Konstruktionsfehlern am Tank und übermäßig starkem Schnittkanten-Rostbefall, der von Mängeln in der Produktion herrührt. Schwache Zahnriemen, Störungen des Zündverteilers oder der Lichtmaschine gehörten leider zu häufigen Gründen für einen frühen Werkstattbesuch. Mit der Modellüberarbeitung 1994 hatte Opel die Probleme in den Griff bekommen. Viele verschiedene Modellvarianten, das weltweit erste „Multi Info Display“, bei dem die Anzeigen von Radio, Bordcomputer und Kotrollhinweisen für den Fahrer einfach gebündelt wurden, und ein „Clean Air System“, mithilfe dessen die Passagiere vor Pollen und äußeren Einflüssen geschützt wurden, komplettierten das Angebot.

Opel Astra F in Großbrittanien
Bildrechte:

Der Opel Astra F wurde in anderen Teilen der Welt unter unterschiedlichen Herstellernamen verkauft. In diesem Fall von der GM-Tochter Holden.

Mit Sicherheit vielfältig

Den Astra F gab es als Fünftürer, mit Stufenheck, mit dem Caravan als Kombi und als Cabrio bei den Händlern zu kaufen. Das Modell war serienmäßig mit einem breiten Spektrum verschiedenster Sicherheitstechnik ausgestattet. Vor dem Facelift war ein Fahrerairbag und ABS optional buchbar, danach ein beidseitiger Airbag ab 1994, ABS ab 1996 von Haus aus im Paket dabei. Die Karosserie wurde durch Versteifungspunkte und Doppelrohr-Verstärkungen in den Türen ausgestattet. Der Astra F wurde weltweit unter unterschiedlichen Namen auf den Markt gebracht. In Großbritannien wird die Baureihe seit 1980 als Vauxhall Astra vertrieben. In Süd- und Mittelamerika hieß er zuerst Chevrolet Astra, später dann Chevrolet Vectra GT. In Australien und Neuseeland rollte er als Holden Astra zu den Händlern. Grund hierfür ist die Übernahme von Opel durch General Motors vor fast 100 Jahren. Im jahr 1929 verkauften Wilhelm von Opel und sein Bruder Friedrich 80% ihrer Anteile an den amerikanischen Autobauer, zwei Jahre später übernahmen die Amerikaner dann Opel komplett. Vauxhall, Holden und Chevrolet sind ebenfalls Tochterunternehmen der General Motors Company.

Der Opel Astra F GSi war das sportliche Sondermodell der Reihe. Hier zu sehen im Einsatz bei der Rally Bohemia Historic 2019.
Bildrechte:

Der Opel Astra F GSi war das sportliche Sondermodell der Reihe. Hier zu sehen im Einsatz bei der Rally Bohemia Historic 2019.

Der Kraftprotz GSi

Bei dem GSi („Grand Sport Injection“) handelt es sich um einen mit aerodynamischen Verbesserungen konstruierten Astra F, der bei gleicher Motorleistung eine deutlich höhere Maximalgeschwindigkeit erreichen konnte. Er ist das Pendent zum GTI bei den Volkswagen Golf-Serien. Der Astra F GSi wurde anfänglich nur als dreitürige Schräghecklimousine angeboten, ab 1994 dann auch als Fünftürer. Er unterschied sich in den ersten Baujahren kaum von einem serienmäßigen „normalen“ Astra F, allerdings erhielt er mit verschiedenen Facelifts optische Veränderungen wie bspw. weiße Blinkergläser, Leichtmetallfelgen, lackierte Dachkantenspoiler und einen Bordcomputer. Er war wahlweise mit 115, 125, 136 oder 150 PS lieferbar.

Der Impuls zum Elektroantrieb

Kaum zu glauben, aber die Forschung an Elektromobilität ist schon ein Oldtimer! Bereits 1968 begann Opel mit dem Kadett B Stir-Lec I mit der Forschungsarbeit und teste ein Konzept, das so Jahrzehnte später im Ampera Anwendung finden sollte. Diese Entwicklungsarbeit an alternativen Antriebstechnologien wurde mit dem Impuls-Programm zwischen 1990 und 1997 auf Basis des Kadetts (Impuls I) mit einem 16kW starken Gleichstrom-Nebenschlussmotor fortgeführt – die Geburtsstunde des Impuls-Projekts. Der Impuls II basierte auf einem Astra F Caravan und wurde von 32 Blei-Säure-Batterien versorgt, die zwei Drehstrom-Asynchron-Motoren mit insgesamt 45kW/61PS antrieben. Der Nachfolger Impuls III, ebenfalls auf Basis des Astra F, war zwischen 1993 und 1997 der erste Großversuch von Opel. Auf der Ostseeinsel Rügen waren 10 Impuls III im Dauerbetrieb und wurden auf Herz und Nieren getestet und legten dabei zusammen mehr als 300.000 km zurück.

Passende Ersatzteile in unserem Shop

Bei uns im Shop findest du eine riesige Auswahl von über 1.000 verfügbaren Ersatzteilen für diesen Klassiker. Damit auch du gemeinsam mit uns den 30. Geburtstag des Opel Astra F angemessen feiern kannst, erhältst du mit dem Rabattcode “ASTRA10!” 10%* auf alle Ersatzteile, die auf den Neuen im #clubderoldies passen!

Gar nicht mal so günstig

Die Preise des Astra F waren durchaus saftig. Wir erinnern uns, dass der Golf III damals mit einem Preisaufschlag von fast 50% im Vergleich zum Golf II für 19.975 DM, heute ca. 16.800 €, zu haben war, was für einen regelrechten Shitstorm gesorgt hatte. Der Astra F hingegen kam in der schwächsten Ausführung für stolze 22.875 DM zum Kunden (Stand 1995). Das ist ein deutlicher Preisunterschied. Heute hingegen gehört der Astra F im Vergleich zu den meisten seiner Kollegen im Club der Oldtimer zu den günstigen Oldies. Zwischen 250 € und 4.000 € ist alles dabei – Cabrio, Schrägheck, Bastler- und Liebhaberfahrzeug. Bis auf die ersten gebauten Wagen, von denen die meisten höchstwahrscheinlich aufgrund der Kinderkrankheiten des ersten Produktionsjahres nicht mehr erhalten sind, stehen die Astra F gut da und überzeugen durch einen sparsamen Verbrauch, mehr Platz als beim Vorgängermodell und einer Vielzahl an Komfort- und Sicherheitsausstattungen.

Der Astra F war weit mehr als nur gewöhnlicher Kompaktklasse-Wagen von Opel. Er war vollgepackt mit modernster Sicherheitstechnologie und der erste einer neuen Reihe, trotz seiner Kadett-DNA schrieb er seine eigene Geschichte, staubte sogar zwei Mal in Folge den South African Car of the Year Award ab und war Teil des E-Mobility-Projekts von Opel für eine saubere Zukunft und umweltfreundlichere Fortbewegung, aus dem später der Ampera hervorgehen sollte. Zusammen mit dem Golf III steht er für eine neue Generation von Fahrzeugen im #clubderoldies, kultige 90er und Opels Aufbruch in ein neues Jahrtausend. Willkommen im Club, Oldtimer Opel Astra F.